Zu den Hauptinhalten springen

In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

SKL Glücksatlas

NRW: Hohe Lebenszufriedenheit, Lebensqualität im Mittelfeld

Nordrhein-Westfalen setzt den positiven Trend der vergangenen Jahre fort: Das subjektive Wohlbefinden liegt inzwischen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Selbst das Ruhrgebiet, das in den vergangenen Jahrzehnten tiefgreifende Veränderungen erlebt hat, zählt mittlerweile zum oberen Mittelfeld. Besonders positiv beurteilen die Nordrhein-Westfalen ihr Arbeits- und Familienleben.

Subjektive
Lebenszufriedenheit

Rang 4 (von 16)

Objektive
Lebensqualität

Rang 11 (von 16)

Das subjektive Wohlbefinden in Nordrhein-Westfalen steigt 2025 leicht um 0,02 Punkte auf insgesamt 7,19 Punkte an und sichert dem Bundesland erneut den vierten Platz im Ländervergleich (siehe Abbildung 1). Der Erholungsprozess nach der Corona-Pandemie gleicht dabei einer Treppe: Die erste deutliche Aufwärtsstufe erfolgte 2022, unmittelbar nach dem Ende der meisten Corona-Maßnahmen, mit einem Plus von 0,25 Punkten. Im Jahr darauf geriet der Aufschwung ins Stocken (+0,02 Punkte), als die Preissteigerungen, etwa bei Lebensmitteln, viele Haushalte belasteten. 2024 folgte die zweite Stufe der Erholung: Die Lebenszufriedenheit stieg um weitere 0,17 Punkte und erreichte damit wieder das Niveau von vor der Pandemie. 2025 scheint sich dieser Trend nun zu stabilisieren: Nordrhein-Westfalen legt, ebenso wie der Bundesdurchschnitt, eine kurze Verschnaufpause ein.

Abbildung 1: Allgemeine Lebenszufriedenheit in Nordrhein-Westfalen 2015 bis 2025

Nach der Pandemie entwickelt sich die Lebenszufriedenheit in Nordrhein-Westfalen treppenförmig: Die Stufen werden 2022 und 2024 genommen, während das Wohlbefinden 2023 und 2025 stagniert. Der Abstand zu Gesamtdeutschland ist nach Corona leicht höher als vor der Pandemie.

Anmerkungen: Allgemeine Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«). Für die Repräsentativität wurden Gewichtungsfaktoren genutzt.

Quellen: IfD Allensbach 2015 bis 2017, Glücksatlas-Datenbank 2015 bis 2025; eigene Berechnungen.

Nach der Pandemie zeigt sich Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu Gesamtdeutschland etwas glücklicher als zuvor (Abbildung 1). Während der Vorsprung beim Wohlbefinden in den Jahren 2015 bis 2019 noch bei 0,06 Punkten lag, beträgt er zwischen 2022 und 2025 im Schnitt 0,12 Punkte. Besonders positiv stechen vier von fünf Regionen hervor: Münsterland, Nordrhein-Düsseldorf, Nordrhein-Köln und Westfalen (Abbildung 2). Sie zählen im bundesweiten Vergleich zu den sogenannten Glücksregionen. Lediglich das Ruhrgebiet liegt im Mittelfeld.

Abbildung 2: Ruhrgebiet deutschlandweit im Mittelfeld, alle anderen Regionen in NRW Glücksregionen

Die Lebenszufriedenheit in Nordrhein-Westfalen ist sehr einheitlich. Nur das Ruhrgebiet erreicht abgeschlagen 6,90 Punkte, während alle anderen Regionen zwischen 7,17 und 7,25 Punkte erreichen.


Anmerkungen: Allgemeine Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«). Für die Repräsentativität wurden Gewichtungsfaktoren genutzt.

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Glücksatlas-Datenbank 2025.

Lebenzufriedenheit im Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen 2025: 7,19

Im deutschlandweiten Vergleich sind die Menschen im Ruhrgebiet übrigens nicht die unglücklichsten, sondern bewegen sich im (unteren) Mittelfeld. Das von uns erstellte Städteranking 2025 zeigte zum Bespiel, dass Städte wie Duisburg, Dortmund oder Essen systematisch unterschätzt werden und das Wohlbefinden der dortigen Einwohner im Städtevergleich durchaus Ränge im oberen Mittelfeld belegen kann.

Langfristig (im Vergleich zu den 2010er-Jahren) verzeichnen in Nordrhein-Westfalen alle Bevölkerungsgruppen Zugewinne an Lebenszufriedenheit, am stärksten Personen mittleren Alters (+0,18 Punkte) und Familien (+0,15). Auch Alleinlebende, Senioren sowie Stadt- und Landbewohner berichten von moderaten Anstiegen zwischen 0,05 und 0,12 Punkten.

Familien- und Arbeitszufriedenheit klar überdurchschnittlich

Mit Ausnahme der Freizeitzufriedenheit liegen die Nordrhein-Westfalen in allen Lebensbereichen über dem bundesweiten Durchschnitt (Abbildung 3). Besonders deutlich ist der Vorsprung bei der Arbeits- (+0,27 Punkte) und der Familienzufriedenheit (+0,24 Punkte). Vergleicht man die objektiv messbaren Lebens­qualitäts­indikatoren mit der subjektiven Zufriedenheit, zählt Nordrhein-Westfalen zu den sogenannten »Over­performern«: Obwohl einige objektive Werte wie Einkommen, Eigentumsquote oder Vereinsdichte nur im Mittelfeld liegen und manche sogar zu den schwächsten im Ländervergleich gehören (z. B. Bildungsausgaben pro Schüler), bewerten die Menschen ihr Leben auffallend positiv (siehe Tabelle). Eine mögliche Erklärung: Nordrhein-Westfalen hat eine vergleichsweise hohe Geburtenrate und einen überdurchschnittlich großen Anteil junger Einwohner. Beides wirkt sich tendenziell positiv auf die Lebenszufriedenheit aus.

Abbildung 3: Bereichszufriedenheit in Nordrhein-Westfalen 2025

Die höchsten Zufriedenheiten finden sich in NRW in den Lebensbereichen Arbeit und Familie. Die Einkommenszufriedenheit liegt leicht oberhalb, die Freizeitzufriedenheit leicht unterhalb des gesamtdeutschen Durchschnitts.

Anmerkungen: Zufriedenheit von 0 (»ganz und gar nicht zufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«). Für die Repräsentativität wurden Gewichtungsfaktoren genutzt.

Quellen: IfD Allensbach, 2025; eigene Berechnungen.

Nordrhein-Westfalen bleibt ein faszinierendes Beispiel für die komplexen Zusammenhänge zwischen objektiven Lebensumständen und subjektivem Wohlbefinden. Trotz ökonomischer Herausforderungen, regionaler Ungleichheiten und sozialer Probleme ist die Lebenszufriedenheit im Land erstaunlich hoch. Die Menschen in NRW finden in den kulturellen und regionalen Besonderheiten ihrer Heimat offensichtlich Stabilität und Zufriedenheit, die über die wirtschaftlichen Schwierigkeiten hinweghelfen. Mit Platz vier im bundesweiten Ranking zeigt das Land, dass Glück nicht nur eine Frage von Einkommen oder Beschäftigungs­lage ist, sondern auch von regionalen Identitäten und Lebensstilen.

Stärken Nordrhein-
Westfalen
Deutsch-
land
Demografie    
Anteil der 14- bis 24-Jährigen
an der Gesamtbevölkerung in Prozent, 2023
7,4 7,0
Geburtenrate
Zusammengefasste Geburtenziffer (durchschnittliche Kinderzahl je Frau), 2024
1,38 1,32
Wohlstand    
Verfügbares Einkommen
nach Abzug aller Steuern und Abgaben und zuzüglich von Transfers, jährlich, in Euro, 2022
25.100 25.040
Öffentliche Güter    
Gesundheitsausgaben je Einwohner
in Euro, 2022
6.130 5.970
Ungleichheit    
Streuung der Lebenszufriedenheit
Standardabweichung, 2025
1,665 1,67
Schwächen Nordrhein-
Westfalen
Deutsch-
land
Öffentliche Güter    
Bildungsausgaben je Schüler
in Euro, 2023
8.900 9.990
Soziales Kapital    
Vereinsdichte
Anzahl Vereine je 1.000 Einwohner, 2022
6,8 7,5
Anteil nicht religiöser Einwohner gering
Religiosität <5 auf der Skala von 0 bis 10, 2025
38,0 44,9
Wohlstand    
Bruttoinlandsprodukt je Einwohner
jährlich, in Euro, 2024
47.920 49.070
Eigentumsquote
in Prozent, 2022
38,9 40,8
Arbeitsmarkt    
Arbeitslosenquote
Arbeitslose im Verhältnis aller zivilen Erwerbspersonen, in Prozent, 2024
7,5 6,8
Ungleichheit    
Armutsgefährdungsquote
Anteil der Bevölkerung, die weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens (Ländermedian) zur Verfügung hat, in Prozent, 2023
18,3 16,5

Zu den Quellen und Variablen sowie zur Methodik siehe Artikel »Methodik des Glücksatlas«.

Mit einer durchschnittlichen Lebenszufriedenheit von 7,36 Punkten springt Düsseldorf im Städteranking 2025 auf Rang 3 und gehört damit zu der „Top Drei“. Die hohe Lebenszufriedenheit lässt sich leicht über den hohen Wohlstand und den guten Bildungsangeboten erklären.

Nach oben