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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

Einkommen / Vermögen

Glücksfaktor Eigenheim

Hohe Kaufpreise, Zinsen und Inflationsraten führten dazu, dass viele Deut­sche zuletzt ihren Traum vom Wohneigentum aufgaben. Insgesamt ist die Zufriedenheit der Deut­schen mit ihrer Wohnsituation 2024 stark gesunken. Die Situation auf dem Wohnungs­markt ist für die Zufriedenheit der Bevölkerung wichtig, zeigt eine Sonderstudie des Glücksatlas.

Eine journalistische Einordnung der Sonderumfrage findet sich in der WirtschaftsWoche vom 12.04.2024. Digital: Losse, B. (2024): »Menschen ohne Eigenheim sind unglücklicher« [letzter Zugriff am 16.04.2024]; Print: Losse, B. (2024): »Glücksfaktor Haus«. In: WirtschaftsWoche, Nr. 16/2024, S. 48.

Die Lage auf den Immobilienmärkten ist derzeit unerfreulich. Hohe Zinsen und Inflationsraten machen ebenso zu schaffen wie hohe Mieten. Die Krise im Wohnungsbau, es werden viel zu wenige neue Wohnungen gebaut, trübt die Aussicht zusätzlich. Die SKL Glücksatlas Sonderumfrage 2024 setzte ihren Fokus auf Mieter, die von der schwierigen Lage auf den Immobilienmärkten der letzten Jahre betroffen waren und darum ihre Eigen­heim­vorhaben nicht umsetzen konnten. Zu diesem Zweck wurde das Marktforschungsunternehmen Ipsos beauftragt, vom 05. bis 08. Februar 2024 2.000 repräsentativ ausgewählte Personen der Bevölkerung im Alter von 18 bis 65 Jahren zu ihrer Wohn- und Eigentumssituation, ihrer Wohn- und Lebenszufriedenheit sowie einigen soziodemografischen Merkmalen zu befragen.

11,8 Prozent der heutigen Mieter haben ihre Suche nach Wohneigentum in den letzten zwei Jahren aufgegeben – vor allem finanzielle Gründe spielten eine Rolle.

56 Prozent der Befragten (das repräsentiert 29,4 Millionen der 18- bis 65-Jährigen) geben an, Mieter zu sein, 36 Prozent sind Eigentümer und acht Prozent leben bei ihren Eltern (Abbildung 1). Von den Mietern haben wiederum 38,1 Prozent kein Interesse an Wohneigentum. Knapp jeder zehnte möchte in den nächsten zwei Jahren Eigentum erwerben, während etwa drei von zehn Mietern das für die fernere Zukunft planen. 11,8 Prozent – und damit etwa jeder achte Mieter – wollten in den letzten zwei Jahren Eigentum erwerben, haben dies aber aufgeben müssen.

Abbildung 1: Mehr als jeder zehnte Mieter hat Eigentumserwerb vor kurzem aufgegeben

11,8 Prozent der Mieter haben ihren Traum vom Eigenheim in den letzten zwei Jahren vorerst aufgegeben. 9,2 Prozent der Mieter wollen in den nächsten zwei Jahren Eigen-tümer werden.


Anmerkung: Mit Gewichtungsfaktoren.

Quellen: Glücksatlas-Datenbank (2024), eigene Berechnungen.

Die Gründe für den Rückzug vom Eigentumserwerb sind vor allem finanzieller Art. Von denjenigen, die aufgegeben haben, geben vier von fünf finanzielle Faktoren an: Das Bauen ist entweder zu teuer geworden oder man bekommt von der Bank keine Finanzierung bzw. man fürchtet steigende Finanzierungskosten. Einer von fünf Mietern, die die Eigentumssuche in den letzten zwei Jahren aufgegeben haben, fand kein passendes Grundstück oder hat keine Baugenehmigung erhalten.

Wer sich in den letzten zwei Jahren aus dem Eigentumserwerb zurückgezogen hat, klagt über hohe Mietkosten und sieht die Zukunft pessimistischer

Diejenigen, die das Projekt Wohneigentum aufgeben mussten, bewerten ihre heutige Wohnsituation schlechter als früher. Wunsch und Wirklichkeit klaffen nun weiter auseinander, die monatlich zu überweisende Warmmiete wird – unabhängig von ihrer objektiven Höhe – verstärkt als Belastung angesehen. Gleichzeitig wird die eigene Wohnung hinsichtlich ihrer Ausstattung schlechter bewertet. Man fühlt sich in der Mietwohnung gefangen. Dieser »Lock-in-Effekt« wird von einem angespannten Mietmarkt verstärkt, was einen Umzug zusätzlich erschwert.

Gefragt nach den Wohlstandsaussichten für Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland sind es gerade die »Eigenheimwunschaufgeber«, die zu 81,2 Prozent die Zukunft der jungen Menschen als »gleich gut oder schlechter« einschätzen (Abbildung 2). Bei denen, die den Erwerb von Eigentum in den nächsten zwei Jahren planen, herrscht dagegen mehr Zukunftsoptimismus: Nur 67,8 Prozent sehen die Wohlstandsaussichten für die junge Generation als gleich gut oder schlechter.

Abbildung 2: Eigenheimwunschaufgeber sehen Zukunft der Jugend pessimistischer


Folgende Anteile sehen die Zukunft der jungen Menschen gleich gut oder schlechter:

Wer das Eigenheim in den letzten zwei Jahren aufgeben musste, äußert sich besonders pessimistisch über die Zukunft junger Menschen in Deutschland. Das zeigt, dass dem Wohlstandsversprechen (»Meinen Kindern wird es mal besser gehen als mir«) nicht mehr geglaubt wird.

Frage: Nun geht es um die Zukunft der Gesellschaft in Deutschland im Allgemeinen. Was glauben Sie: Sind die Chancen für Jugendliche und junge Erwachsene unter 30 Jahren, zukünftig einen höheren Lebensstandard genießen zu können schlechter als die ihrer Eltern, gleich gut oder besser als die ihrer Eltern?

Quellen: Glücksatlas-Datenbank (2024), eigene Berechnungen

Wer Wohneigentum aufgegeben hat, ist mit dem Leben nur durchschnittlich zufrieden – trotz guter Lebensumstände

Auf einer Skala zwischen 0 (= »überhaupt nicht zufrieden«) bis 10 (= »völlig zufrieden«) sind Personen, die sich in den letzten zwei Jahren vom Eigentumserwerb zurückgezogen haben, mit 6,74 Punkten nur durchschnittlich zufrieden (Abbildung 3). Das zeigt den Frust, der sich aus dem Platzen des Traums vom Eigenheim ergibt. Denn eigentlich geht es dieser Gruppe objektiv betrachtet gut: Sie haben gute Einkommen, sind jung und gesund. Alles Faktoren, die für eine hohe Lebenszufriedenheit sprechen würden.

Abbildung 3: Lebenszufriedenheit im Vergleich

Trotz objektiv guter Lebensumstände sind die Eigenheimwunschaufgeber deutlich unzufriedener als diejenigen, die Eigentum für die nächsten zwei Jahre planen.

Quellen: Glücksatlas-Datenbank (2024), eigene Berechnungen

Wer Eigentum für die nächsten Jahre plant, ist hingegen deutlich glücklicher (7,02 Punkte). In dieser Gruppe herrschen Vorfreude und das Gefühl, auf der sozialen Leiter bald aufzusteigen. In der Glücksforschung ist dies als positiver Antizipationseffekt bekannt. Auch tatsächliche Eigentümer sind mit 7,12 Punkten zufriedener als die Eigenheimwunschaufgeber.

Mieter, die Eigentum für die spätere Zukunft planen (6,43 Punkte) oder Mieter, die kein Interesse am Eigentum haben (5,88 Punkte), sind mit großem Abstand mit ihrem Leben im Mittel unzufriedener. Diese riesigen Differenzen erklären sich aber weniger über die Wohnsituation als über soziodemographische Merkmale: Mieter (ohne oder mit späterem Eigentumswunsch) haben deutlich geringere Einkommen und Vermögen, weniger Kinder und leben eher allein. All dies sind potenzielle Unzufriedenheitsfaktoren.

Aber: Mieter wohnen im Durchschnitt auch schlechter. Unter der schlechteren Wohnausstattung (weniger und dunklere Zimmer, ältere Gebäude, Lärmbelastung usw.) leidet auf Dauer auch die Gesundheit. So ist bekannt, dass Mieter einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen als Eigentümer. Eine schlechtere Gesundheit verringert wiederum das subjektive Wohlbefinden bzw. die Lebenszufriedenheit.

Höhere Zinsen und hohe Preise: Die Finanzierung einer Immobilie wird derzeit immer teurer. Viele träumen vom Häuschen im Grünen und verschulden sich. Doch wie sieht die Glücksbilanz von Mietern und Eigentümern eigentlich aus? So viel sei verraten: Beim Kauf erleben die neuen Eigentümer ein Stimmungshoch – später folgt oft die Ernüchterung.

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