Fußball ist mehr als ein Sport. Er bringt Millionen Menschen zusammen, sorgt für Gänsehaut-Momente und macht nachweislich glücklicher, ob beim Public Viewing, zuhause mit Freunden oder im Stadion. Neue Zahlen zeigen: Wer mitfiebert, steigert seine Lebenszufriedenheit und kann sogar die Liebe beflügeln.
Wenn im August der Anpfiff zur Bundesliga-Saison ertönt, liegt wieder Fußballfieber in der Luft. Ob im Wohnzimmer, in der Kneipe oder im Stadion: Fußball ist in Deutschland mehr als ein Spiel, er ist ein soziales Erlebnis. Rund acht Millionen Menschen sind in einem Verein aktiv. Internationale Wettbewerbe wie Champions League oder Weltmeisterschaften erzielen herausragende Einschaltquoten.
Doch wirkt sich Fußballbegeisterung tatsächlich auf unser Wohlbefinden aus? Die kurze Antwort lautet: Ja, Fußball macht glücklich. Wir haben es gemessen. 61 Prozent der Befragten verfolgen Fußball, 25 Prozent mindestens einmal pro Woche. Wer regelmäßig Fußball schaut, fühlt sich im Schnitt glücklicher. Auf der Lebenszufriedenheitsskala von 0 bis 10 erreichen Vielschauer im Durchschnitt 7,0 Punkte und liegen damit 0,3 Punkte über dem Gesamtdurchschnitt (6,7). Selbst Gelegenheitszuschauer kommen auf 6,8 Punkte, während Nicht-Zuschauer nur 6,4 Punkte erzielen. Unterm Strich sind Vielschauer damit sogar 0,6 Punkte zufriedener als Fußball-Abstinenzler. Der Grund liegt auf der Hand: Fußball verbindet. Spiele werden selten allein konsumiert, sondern gemeinsam erlebt. Ob auf dem Sofa, in der Bar oder im Stadion, überall entsteht Zugehörigkeit. Gemeinsame Emotionen wie Jubel oder Spannung stärken das Wohlbefinden und verbinden Menschen. Selbst wer nur gelegentlich einschaltet, nimmt ein Stück dieser Gemeinschaft mit.
Abbildung 1: Zusammenhang der Häufigkeit von Fußball schauen auf die Lebenszufriedenheit
Die allgemeine Lebenszufriedenheit liegt bei 6,7 Punkten. Personen, die oft Fußball schauen, erreichen im Durchschnitt 7,0 Punkte. Selten-Fußballschauende liegen bei 6,8 Punkten, während Personen, die nie Fußball schauen, eine unterdurchschnittliche Lebenszufriedenheit von 6,4 Punkten angeben.
Quelle: Eigene Berechnungen.
Anmerkungen:
Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 0 (gar nicht zufrieden) bis 10 (vollkommen zufrieden) einer Person mit sonst durchschnittlichen Merkmalen.
Grundlage ist die Frage: „Wie oft schauen Sie Fußballspiele im Fernsehen, bei einem Streaming-Anbieter oder im Stadion an?“. Das Ergebnis: 25 % der Befragten schauen oft (täglich oder wöchentlich), 37 % selten (monatlich oder seltener), 38 % nie.
Fans sind glücklicher – trotz Niederlagen
Doch es macht einen Unterschied, ob man nur ab und zu ein Spiel schaut oder wirklich Fan ist. Die meisten, die sich zu einem Verein bekennen, erleben Fußball intensiver. Das schlägt sich in einer höheren Zufriedenheit mit dem Leben nieder. Unter den Vielschauern liegen Fans bei 7,1 Punkten. Die emotionale Bindung an „seinen“ Verein bringt also einen zusätzlichen Glückseffekt.
Natürlich hat Fan-Sein zwei Seiten. Wer ein Team leidenschaftlich unterstützt, kennt auch die Schattenseiten: Enttäuschung bei Niederlagen, frühes Ausscheiden im Pokal, bittere Abstiege. Deshalb sind auch nicht alle Fans gleich glücklich. Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Verein macht einen Unterschied: Von allen gemessenen Vereinen erreichen die Fans des FC Bayern München mit 7,0 Punkten den Spitzenwert: 0,2 Punkte mehr als andere Fans. Borussia-Dortmund-Anhänger liegen mit 6,9 Punkten auch noch leicht darüber (+0,1). Fans anderer Vereine bewegen sich sämtlich mit 6,8 Punkten auf dem Fan-Durchschnitt. Sportlicher Erfolg und große Fangemeinschaften scheinen also tatsächlich einen Unterschied zu machen.
Abbildung 2: Lebenszufriedenheit nach Häufigkeit des Fußballschauens und Fan-Status
Bei Vielschauern sind Fußballfans (7,1) um 0,2 Punkte glücklicher als Nicht-Fans (6,9). Wer nie schaut liegt so oder so bei einer Lebenszufriedenheit von 6,4 Punkten. 62 % der Befragten sind keine Fans (davon 45 % schauen trotzdem Fußball). Unter Fans schauen 8 % nie, 38 % selten und 54 % oft.
Quelle: Eigene Berechnungen.
Anmerkungen:
Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 0 (gar nicht zufrieden) bis 10 (vollkommen zufrieden) einer Person mit sonst durchschnittlichen Merkmalen.
Doch klar ist auch: Fan-Sein allein macht nicht automatisch glücklich. Wer Woche für Woche mit seinem Team leidet, kann auch Frust erleben. Der eigentliche Effekt liegt im intensiven Erleben in der Gemeinschaft, den Ritualen und der Identifikation mit „seinem“ Verein. Fußball bietet eine emotionale Achterbahnfahrt, die Höhen wie Tiefen hat. Und genau diese Intensität sorgt dafür, dass sich Fans stärker eingebunden fühlen und unterm Strich glücklicher sind.
Fußball und die Liebe
Besonders spannend ist der Blick auf die Partnerschaften. Wer glaubt, Fußball sei ein Beziehungskiller, täuscht sich. Im Gegenteil: Paare, die gemeinsam schauen, sind zufriedener. Wer nie Fußball schaut, liegt in der Beziehungszufriedenheit bei durchschnittlich 7,0 Punkten. Wer regelmäßig einschaltet, klettert auf 7,6 Punkte. Und wenn beide Partner Fans sind und häufig Spiele verfolgen, steigt die Zufriedenheit sogar um bis zu 0,8 Punkte – ein beachtlicher Wert, der sich bei Männern etwas deutlicher zeigt.
Das gemeinsame Fußballschauen wirkt wie ein verbindendes Element, fast wie ein gemeinsames Hobby, das die Partnerschaft stärkt. Wer die Begeisterung teilt oder zumindest akzeptiert, schafft eine Atmosphäre gegenseitigen Verständnisses. Denn am Ende geht es weniger um Abseitsregeln oder Taktik als um gemeinsame Emotionen.
Fußball ist damit ein unterschätzter Faktor für stabile Beziehungen. Gemeinsames Jubeln, gemeinsames Leiden und das Gefühl, ein Ritual zu teilen, wirken beziehungsstärkend. Selbst wenn nur ein Partner Fan ist, zeigt sich ein positiver Effekt, solange der andere die Leidenschaft respektiert.
Interessant ist auch, dass sich aktives Engagement noch stärker auswirkt. Menschen, die selbst in einem Verein spielen, trainieren oder sich ehrenamtlich engagieren, berichten überdurchschnittlich hohe Lebenszufriedenheit. Hier kommen gleich mehrere Faktoren zusammen: Bewegung, Gemeinschaft, Verantwortung und das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein.