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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

Alter / Geschlecht

Wie das Glück vom Alter abhängt

In der Jugend sind wir am glücklichsten, am Ende des Lebens am unglücklichsten. Dazwischen, die Aufs und Abs des Lebens: Job, Familiengründung, Mid-Life-Crisis, Ruhestand. Wir haben untersucht, wie sich die Lebenszufriedenheit mit dem Alter verändert.

Ältere Menschen sind unglücklicher, jüngere Menschen sind am glücklichsten – diese pauschale Aussage gilt natürlich nur im Durchschnitt betrachtet. Denn im Einzelfall kann das Glücksniveau eines Mädchens mit Liebeskummer deutlich tiefer liegen als die Zufriedenheit eines Pensionärs auf Kreuzfahrt. Dennoch zeigen sich im Laufe der Lebensjahre unterschiedliche Werte und deutliche Veränderungen auf der Glückskurve.

Glückshoch: Ende 20 bis Mitte 30

Zwanzigjährige haben auf der Zufriedenheitsskala von 0 bis 10 einen Wert von 7,27. Diesen Spitzenwert erreichen wir nie mehr im Leben. Schon im Alter zwischen 20 und 27 Jahren geht es mit der Zufriedenheit wieder bergab. Die Wahl von Beruf oder Studium wird hinterfragt, der berühmte »Praxisschock« des ersten Jobs oder das Auf und Ab der Partnersuche führen zu einer ersten Krise. Diese hat inzwischen einen Namen bekommen und wird als Quarter-Life-Crisis (»Krise der Mittzwanziger«) bezeichnet.

Abbildung 1: Jugend, Familiengründung und Renteneintritt sind glücksstiftende Altersjahre

Am glücklichsten sind wir im jungen Erwachsenenalter. Mit Mitte 20 folgt ein erster Einbruch, gefolgt von einem Zufriedenheitshoch in der Familiengründungsphase. Nach dem Tal in der Mid-Life-Crisis kommt mit dem Ruhestand der »zweite Frühling«. Im hohen Alter sinkt die Lebenszufriedenheit deutlich – vor allem aufgrund der sich verschlechternden Gesundheit.

5-Jahres-Durchschnitte, 23.000 Befragte zwischen 2018 und 2021.

Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach, Glücksatlas-Datenbank 2018-2021

Ende 20 bis Mitte 30 soll dann dieser Glücksdämpfer enden und die Zufriedenheit einen Aufschwung erleben. In dieser Lebensphase heiraten viele Menschen, gründen Familien und auch die Einkommenssituation verbessert sich. So steigt das Lebensglück und damit auch die Werte auf der Zufriedenheitsskala. Doch auch nach diesem Glückshoch geht es langsam wieder abwärts, bis mit Ende 50 dann der Tiefpunkt mit gerade mal durchschnittlich 6,63 Punkten erreicht ist.

Wirtschaftliche und psychologische Ursachen

Männer und Frauen sind dabei von der Entwicklung übrigens gleichermaßen betroffen. Für diese sogenannte Mid-Life-Crisis (»Krise in der Lebensmitte«) gibt es verschiedene Ursachen. Die ein-fachste Erklärung geht in eine wirtschaftliche Richtung: Während die Ausgaben steigen – etwa für Mieterhöhung, Kinder, Reparaturen, ein neues Auto – stagnieren die Gehälter oder steigen nur langsam. Die Zufriedenheit mit dem eigenen Lebensstandard nimmt zwischen 50 und 60 Jahren ab.

Abbildung 2: Mid-Life-Crisis schlägt in allen Bereichen ein

Mit 50 Jahren kommt die Krise (»Mid-Life-Crisis«): Der Gesundheitszustand verschlechtert sich (graue Balken) und die Zufriedenheit mit der Arbeit nimmt rapide ab (hellblau). Sogar die Zufriedenheit mit dem eigenen Lebensstandard sinkt (dunkelblau) – obwohl statistisch gesehen das Einkommen im mittleren Alter am höchsten ist.

5-Jahres-Durchschnitte, 26.000 Befragte im Jahr 2018.

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel v35, eigene Berechnungen.

Ein weiterer Grund für die niedrige Lebenszufriedenheit in der Lebensmitte ist hingegen eher psy-chologischer Natur. Einige Erwartungen an das Leben im Allgemeinen bleiben unerfüllt und das muss erst mal verarbeitet werden. Die meisten erreichen in dieser Lebensphase zudem das Ende der Karriereleiter. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und die Jobperspektiven entwickeln sich eher bescheiden. Deutlich wird das in der abnehmenden Arbeitszufriedenheit in dieser Alters-gruppe. Noch mit 48 Jahren bewerten die Deutschen ihre Arbeit mit durchschnittlich 7,24 Punkten, den absoluten Tiefpunkt erreichen sie im Schnitt mit 60 Jahren (6,91 Punkte).

In die Phase zwischen 50 und 60 fällt auch die sprunghaft schlechtere Beurteilung des eigenen Ge-sundheitszustands: Abbildung 2 zeigt, dass in der Altersspanne zwischen Ende 40 und Mitte 60 der Anteil derer, die ihren Gesundheitszustand als schlecht oder sehr schlecht bewerten, von 13,5 auf 25 Prozent deutlich ansteigt.

Die Rente bringt Zufriedenheit

Überraschenderweise springt ab 65 Jahren die Zufriedenheit mit der Arbeit auf ein Rekordniveau und erreicht bei 71 Jahren den Hochpunkt (7,65 Punkte). Der Grund: In den 60ern gehen viele in den Ruhestand. Diejenigen, die auch nach dem Rentenalter weiter einen Job ausüben (oft in Teilzeit), sind damit überdurchschnittlich glücklich. Das wird als Selektionseffekt bezeichnet.

In der Renteneintrittsphase zwischen 60 und 69 Jahren erlebt das Lebensglück also noch einmal einen Auf­schwung. Offensichtlich erleben hier viele nach der Ju­gend und der Familiengründungsphase das dritte Zu­frie­den­heitshoch ihres Lebens, auch wenn nur noch Punkt­werte um die 6,8 erreicht werden. Die Zufriedenheit mit der Arbeit, dem Lebensstandard und dem Haushalts­ein­kom­men steigt deutlich. Viele lassen den Job aus­klingen, das Häuschen ist abbezahlt, die Kinder sind aus dem Haus, der Alltag besteht nun überwiegend aus Freizeit und Familie.

Die Zukunftswünsche schwenken weg vom materiellen Wohlstand hin zu sozialen Beziehungen und vor allem rückt der Erhalt der eigenen Gesundheit in den Vorder­grund, die sich auch tatsächlich verbessert, wie Abbildung 2 zeigt.

Der Anteil derer, die ihre Gesundheit als (sehr) schlecht beurteilen, sinkt zwischen 65 und 70 Jahren von 25 auf etwa 21 Prozent. Ab 70 Jahren sinkt dann die Lebenszufriedenheit wieder. Vor allem der Gesundheitszustand ver-schlechtert sich schrittweise – bei manchen Menschen früher, bei anderen später. Um die 80 Jahre herum sinkt das Glücksniveau dann sogar unter den Tiefstwert der Mid-Life-Crisis.

Zum Weiterlesen

  • Baetschmann, G. (2014): Heterogeneity in the Relationship between Happiness and Age: Evidence from the German Socio-economic Panel. In: German Economic Review, 15(3), S. 393-410. zur Webseite

  • Frijters, P.; Beatton, T. (2012): Heterogeneity in the Relationship between Happiness and Age: Evidence from the German Socio-economic Panel. In: German Economic Review, 15(3), S. 393-410. zur Webseite

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