Um das Glück der Deutschen zu erforschen, braucht es viele Daten. Seit dem ersten Glücksatlas im Jahr 2011 stützen wir uns deshalb auf umfangreiche Befragungen. Im Mittelpunkt steht dabei stets die Frage nach der allgemeinen Lebenszufriedenheit und ihren Einflussfaktoren. Sie lautet: »Alles in allem – wie zufrieden sind Sie gegenwärtig mit Ihrem Leben?« Zur Beantwortung steht eine Skala von 0 (»überhaupt nicht zufrieden«) bis 10 (»völlig zufrieden«) zur Verfügung.
Zwei Arten von Befragungen werden durchgeführt:
(1) Unsere Kerndaten:
Der Großteil der Daten wird vom Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) durch mündlich-persönliche Befragungen erhoben. Dafür sind monatlich Hunderte Interviewerinnen und Interviewer in ganz Deutschland unterwegs und wählen die Haushalte nach einem Zufallsverfahren aus. Unsere Frage zur Lebenszufriedenheit ist dabei Teil einer sogenannten »Mehrthemenumfrage« (Tabelle 1: Modell A).
(2) Sonderbefragungen:
Zusätzlich führen wir jedes Jahr Sonderumfragen durch, um aktuelle gesellschaftliche Themen aufzugreifen – etwa Corona, Homeoffice oder Energiepreise – und um weitere Aspekte des subjektiven Wohlbefindens wie Emotionen, Einsamkeit oder Selbstwertgefühl zu erfassen. Mit der Durchführung dieser umfangreichen Online-Befragungen beauftragen wir das Meinungsforschungsinstitut Ipsos (Tabelle 1: Modell B).
Der Glücksatlas existiert seit 2011
2022 übernimmt die SKL die Kooperationspartnerschaft und ermöglichten einige Erweiterungen:
- Seit Anfang 2022 erheben wir monatlich mithilfe des Instituts für Demoskopie Allensbach die Lebenszufriedenheit in Deutschland. Dafür werden in mündlich-persönlichen Interviews mindestens 1.000 Personen befragt, repräsentativ für die deutsche Gesamtbevölkerung. Auf diese Weise können wir aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Menschen zeitnah erfassen. Inzwischen können wir auf eine Gesamtstichprobe von über 100.000 Befragten zurückgreifen, jährlich kommen mehr als 12.000 Befragte hinzu.
- Dank der hohen Zahl an Befragten können wir die Entwicklung des Lebensglücks auch für kleinere Bevölkerungsgruppen, etwa junge Erwachsene oder Alleinerziehende, statistisch zuverlässig nachvollziehen. Darüber hinaus ermöglichen die Daten eine tiefere regionale Auswertung: Neben den 16 Bundesländern vergleichen wir auch die Lebenszufriedenheit von 32 Regionen.
- Nicht nur die allgemeine Lebenszufriedenheit, sondern auch die Zufriedenheiten mit einzelnen Bereichen des Lebens wollen wir besser verstehen lernen. Deshalb fragen wir zusätzlich in der Sonderbefragung nach den Zufriedenheiten mit dem Arbeitsleben, dem Einkommen, der Familie sowie der Freizeit.
- Mit der Sonderbefragung zum SKL Glücksatlas 2023 haben wir begonnen, Indikatoren des psychischen und affektiven Wohlbefindens systematisch zu erfassen. Neben Fragen zur Häufigkeit von Emotionen wie Ärger, Angst, Traurigkeit und Glück untersuchen wir auch die Verbreitung psychischer Erkrankungen, etwa Depressionen sowie Angst- oder Belastungsstörungen. Zudem erfassen wir das Ausmaß von Einsamkeit.
- Ab 2025 bauen wir einen Panel-Datensatz auf, bei dem dieselben Personen jährlich erneut befragt werden. Dadurch können wir ab 2026 unmittelbar nachvollziehen, wie sich veränderte Lebensumstände auf verschiedene Indikatoren des subjektiven Wohlbefindens auswirken.
Einen Überblick über die neueren Befragungen im letzten Jahr gibt Abbildung 1.
Die Befragungsdaten werden von den Meinungsforschungsinstituten (IfD Allensbach und Ipsos) an das Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik (Universität Freiburg) gesendet. Dort wurden sie von Prof. Raffelhüschen und seinem Team mithilfe des Datenanalyseprogramms SPSS (IBM, Version 30) ausgewertet und nach Mustern und Zusammenhängen »durchforstet«. Die Auswertungsmethoden reichen von einfachen Mittelwertanalysen über lineare Regressionstechniken bis hin zu komplexeren Mustererkennungstechniken.
Tabelle 1: Unsere Daten und Modelle im SKL Glücksatlas 2025
| Kerndaten (IfD Allensbach) Modell A |
Sonderbefragung (Ipsos) Modell B |
|
|---|---|---|
| Zeitraum | 2011 bis Juni 2025 | 2025 |
| Befragungsmodus | Mündlich-persönliche Befragungen | Online-Befragung |
| Anzahl Befragte | 100.546 | 5.145 |
| Soziodemographische Variablen |
|
|
Abbildung 1: Die Befragungen für den SKL Glücksatlas 2025: Ein Überblick
Wie entsteht das Lebensqualitäts-Ranking für die Bundesländer?
Das Lebensqualitäts-Ranking stützt sich auf zwölf sorgfältig ausgewählte Indikatoren, die sechs zentrale Lebensbereiche abdecken. Diese Auswahl basiert auf fundierten Erkenntnissen der internationalen Zufriedenheitsforschung und soll möglichst viele Facetten des alltäglichen Lebens abbilden. Dennoch gilt: Kein einzelner Indikator und auch nicht die Gesamtheit der zwölf kann die subjektive Lebenszufriedenheit der Menschen vollständig erklären. Vielmehr bieten sie eine Annäherung an die Realität und liefern wertvolle Hinweise darauf, warum sich Menschen in manchen Bundesländern wohler fühlen als in anderen. Die Quellen für diese Indikatoren sind öffentlich zugängliche – oftmals amtliche – Statistiken.
- Demografie: Darunter fallen die Indikatoren Geburtenrate und Anteil an 18- bis 24-Jährigen. Geburten haben nachweislich einen starken Glückseffekt auf Familie und Eltern, insbesondere die Mütter. Dieser Effekt nimmt mit Älterwerden des Kindes wieder ab. Der Anteil an jungen Erwachsenen wird erhoben, da sie die glücklichste Altersgruppe (in Erwachsenenbefragungen) darstellen. Mit steigendem Alter sinkt die Lebenszufriedenheit, bis sie um den Renteneintritt noch mal ein kleines Hoch erlebt.
- Wohlstand: Darunter fallen die Indikatoren verfügbares Einkommen, Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und die Wohneigentumsquote. Im Querschnitt sind Bevölkerungen aus Bundesländern mit höherem durchschnittlichen Einkommen und einer höheren Produktion (BIP pro Kopf) zufriedener mit ihrem Leben als in weniger wohlhabenden Bundesländern. Wer Wohneigentum besitzt, ist ebenfalls im Durchschnitt eher zufriedener mit dem eigenen Leben, weil er oder sie im Durchschnitt bessere Wohnbedingungen erlebt.
- Arbeitsmarkt: Zentraler Indikator ist hier die klassische Arbeitslosenquote. Je höher sie ist, desto geringer die durchschnittliche Lebenszufriedenheit aller (auch der Erwerbstätigen) in einer Region.
- Soziales Kapital: Darunter fallen die Vereinsdichte sowie der Anteil derer, die Mitglied einer Religionsgemeinschaft sind. Ehrenamtliches Engagement und Religionszugehörigkeit gehen mit einer höheren Lebenszufriedenheit einher.
- Ungleichheit: Darunter fallen die Armutsgefährdungsquote sowie die Streuung der Lebenszufriedenheit selbst. Je ungleicher die Einkommen verteilt sind, desto höher ist der Anteil der Armutsgefährdeten, der sich abgehängt fühlt. Nicht nur die Ungleichheit von Einkommen oder Vermögen, auch diejenige vom Glück selbst kann gemessen werden. Eine größere Zahl an neueren Studien zeigt, dass eine hohe Glücksungleichheit mit einer geringeren durchschnittlichen Lebenszufriedenheit einhergehen.
- Öffentliche Güter: Die Bereitstellung öffentlicher Güter durch den Staat trägt wesentlich zur Lebenszufriedenheit bei. Auf Bundesländerebene gehören dazu zum Beispiel die Gesundheitsausgaben pro Kopf sowie die Bildungsausgaben je Schüler.
