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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

SKL Glücksatlas 2023

NRW: Glückliches Münsterland, unzufriedenes Ruhrgebiet

Nordrhein-Westfalen gehört weiterhin zur Spitzengruppe der Glücksregionen Deutschlands, obwohl das Bundesland recht heterogen ist: Das Münsterland, die Regionen rund um Köln und Düsseldorf sowie Teile Westfalens gehören mit zu den deutschlandweit glücklichsten Regionen, dagegen sind das Ruhrgebiet sowie der Norden Westfalens allenfalls durchschnittlich. Besonders hoch ist in NRW die Familien­zufriedenheit.

Mit 7,00 Punkten hat sich das gesamte Bundesland Nordrhein-Westfalen 2023 deutlich von dem Corona-Tief von 2021 erholt (Abbildung 1). Allerdings liegt die Lebenszufriedenheit (gemessen auf einer Skala von 0 = ganz und gar unzufrieden bis 10 = völlig zufrieden) noch 0,17 Punkte vom Wert aus 2019 entfernt. Die Nordrhein-Westfalen gehören trotzdem mit zu den glücklichsten Deutschen. 2023 belegen sie den fünften Platz. (2022: Platz drei). Zusammen mit Schleswig-Holstein, Bayern, Hessen und Hamburg liegen sie seit 2015 oberhalb des gesamtdeutschen Durchschnitts.

Abbildung 1: Allgemeine Lebenszufriedenheit in Nordrhein-Westfalen 2015 bis 2023

Nordrhein-Westfalen liegt auch 2023 wieder leicht über dem Durchschnitt Gesamtdeutschlands. Mit 7,00 Punkten schafft es das bevölkerungsreichste Bundesland auf Rang fünf und fällt damit im Glücksranking im Vergleich zum letzten Jahr (Rang drei) leicht ab.

Anmerkung: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2017, Glücksatlas-Datenbank 2015 bis 2023.

Einkommenszufriedenheit fällt weiter, bleibt aber höher als in Gesamtdeutschland; Arbeitszufriedenheit erholt sich leicht

Auch die Einkommenszufriedenheit der Nordrhein-Westfalen liegt mit 6,70 Punkten 0,06 Punkte oberhalb des gesamtdeutschen Durchschnitts (Abbildung 2). Seit 2020 verzeichnen wir jedoch einen Rückgang in der Zufriedenheit mit der eigenen finanziellen Situation. Es bestehen erhebliche Unterschiede in der Einkommenszufriedenheit zwischen verschiedenen Regionen. Insbesondere in den großen Städten gibt es eine große Bevölkerungsgruppe, die sich am unteren Ende des Einkommensspektrums befindet – Menschen, die zwar arbeiten, jedoch gerade so über die Runden kommen. Die Anzahl dieser von Armut bedrohten Menschen könnte ansteigen, falls die aktuelle Inflation anhält. Schon heute liegt die Quote der Armutsgefährdung, also der Anteil derjenigen, die weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verdienen, in Nordrhein-Westfalen mit 17,4 Prozent über dem Durchschnitt.

Abbildung 2: Die Zufriedenheit der Nordrhein-Westfalen mit ihrem Haushaltseinkommen

Die Nordrhein-Westfalen beurteilen ihr Einkommen 2023 wieder etwas schwächer als im letzten Jahr. Mit 6,70 liegen sie aber noch knapp über dem deutschen Durchschnitt.

Anmerkungen: Einkommenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«). Haushaltseinkommen: Nettoeinkommen aller Haus-haltsmitglieder nach Steuern und Sozialabgaben, aber plus Transfers wie Wohn- oder Kindergeld.

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Angesichts der hohen Schuldenlast der Privat- und Staatshaushalte überrascht die doch noch ordentliche Einkommenszufriedenheit. Im Durchschnitt ist jeder Einwohner von NRW allein auf kommunaler Ebene mit knapp 2.600 Euro verschuldet, während dieser Wert für ganz Deutschland bei knapp 1.500 Euro liegt. Zusätzlich zur kommunalen Verschuldung tragen die Bürger eine erhebliche private Schuldenlast: In Nordrhein-Westfalen sind 11,7 Prozent nicht mehr in der Lage, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, während in Gesamtdeutschland »nur« jeder zehnte Bürger betroffen ist. Hohe Schulden bedeuten zum einen finanzielle Sorgen und zum anderen eine Einschränkung des Konsums sowie sinkende Investitionen.

Abbildung 3: Arbeitszufriedenheit der Nordrhein-Westfalen

Die Arbeitszufriedenheit liegt 2023 mit 7,16 Punkten leicht über dem bundesdeutschen Schnitt (7,11 Punkte). Das Niveau liegt somit wieder ähnlich hoch wie 2015 oder 2016 – die Widrigkeiten der Corona-Pandemie scheinen in der Arbeitswelt überwunden zu sein.

Anmerkungen: Arbeitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Nordrhein-Westfalen scheint den Strukturwandel – weg von der Kohle hin zu anderen Industrien und in das Dienstleistungsgewerbe – gut gemeistert zu haben. Im Jahr 2023 liegt die Arbeitszufriedenheit weiterhin leicht über dem Durchschnitt bei 7,16 Punkten. Dies war auch in den Jahren 2015 bis 2018 sowie 2022 der Fall. Diese positive Entwicklung ist nicht überraschend, da Nordrhein-Westfalen eine Heimat für große Unternehmen mit gut bezahlten Arbeitsplätzen ist, darunter E.ON, Metro, Telekom, Deutsche Post, Thyssenkrupp usw.). Hierbei gibt es aber regionale Unterschiede: In der Mitte und im Süden ist das Land eher industriell und großunternehmerisch geprägt, während der Südwesten und insbesondere der Norden bzw. der Osten des Bundeslandes eher ländlich ist und mit kleineren und mittleren Unternehmen aufwartet.

Die Lebenszufriedenheit in den Regionen Nordrhein-Westfalens

Die Lebenszufriedenheit in Nordrhein-Westfalen ist sehr ungleich verteilt. Bereits im letzten Jahr (2022) berichteten die Münsterländer von einem besonders hohen Wohlbefinden, was sich 2023 bestätigt. Mit 7,23 Punkten ist die Region rund um Münster die zufriedenste in NRW, dicht gefolgt von Nordrhein-Düsseldorf (7,18 Punkte). Auch Nordrhein-Köln erreicht dieses Jahr mit 7,04 Punkten einen hohen Wert und steigt – wie der Düsseldorfer Raum – in die Reihe der »Glücksregionen« auf. Westfalen schwächelt mit 6,95 Punkten etwas, liegt aber auch noch oberhalb des gesamtdeutschen Durchschnitts. Das Ruhrgebiet ist mit 6,72 Punkten deutlich schwächer – ähnlich wie 2022 (Abbildung 4). Die regionale Verteilung der Lebenszufriedenheit in NRW überrascht wenig, vergleicht man sie mit Lebensqualitätsstudien aus dem Bundesland.

Abbildung 4: Drei der fünf Regionen in NRW gehören zu den »Glücksregionen«

Mit dem Münsterland, Nordrhein-Düsseldorf und Nordrhein-Köln besitzt NRW drei im Regionenranking betitelten »Glücksregionen«. Das Ruhrgebiet liegt hingegen im unteren Mittelfeld.


Anmerkungen: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Glücksatlas-Datenbank 2023.

Familienzufriedenheit wieder deutlich höher, Gesundheitszufriedenheit stabil

Wie schon 2018 und davor liegt die Zufriedenheit der Nordrhein-Westfalen mit ihrem Familienleben über dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Mit 7,63 Punkten sind es 0,15 Punkte mehr (Abbildung 5). Gerade in Westfalen und dem Münsterland ist die durchschnittliche Haushaltsgröße deutlich höher als im Ruhrgebiet, was auf einen höheren Anteil an Partner- sowie Familienhaushalten und weniger Einpersonenhaushalte schließen lässt.

Abbildung 5: Die Zufriedenheit der Nordrhein-Westfalen mit ihrem Familienleben

Die Familienzufriedenheit steigt weiter und ist wieder deutlich höher als in anderen deutschen Bundesländern. Allerdings ist das Vor-Corona-Niveau noch weit entfernt.

Anmerkungen: Familienzufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Die Familienzufriedenheit liegt aber noch weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt – was NRW mit anderen Bundesländern teilt. 2015 waren es 8,08 Punkte und damit 0,45 Punkte mehr. Überhaupt war das Niveau der Familienzufriedenheit früher deutlich höher. Die zunehmende Zahl der Einpersonenhaushalte, steigende Wohndistanzen zwischen Verwandten und Familienmitgliedern sowie die Belastungsrückstände der Corona-Zeit tragen zu den vergleichsweise geringen Werten der Familienzufriedenheit bei.

Abbildung 6: Die Zufriedenheit der Nordrhein-Westfalen mit ihrer Gesundheit

Die Gesundheitszufriedenheit verläuft ähnlich zu dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Seit 2020 ist die Tendenz aber leicht unterdurchschnittlich.

Anmerkungen: Gesundheitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Abbildung 6 zeigt den Verlauf der Gesundheitszufriedenheit in Nordrhein-Westfalen seit 2015. Insgesamt verläuft diese ähnlich wie der gesamtdeutsche Durchschnitt – mit der Tendenz, sich seit ein paar Jahren leicht darunter zu bewegen.

Stärken Nordrhein-
Westfalen
Deutsch-
land
Wenige Pendler mit Arbeitsweg 150 km und mehra
Anteil der SV-Beschäftigten mit einem Arbeitsweg von 150 km und mehr am Wohnort in %, 2019
3,8 4,7
Geringe Baulandpreiseb
Durchschnittliche Kaufwerte für Bauland in € je m², 2020
146 194
Wenige Getötete im Straßenverkehrc
je 100.000 Einwohner, 2020
2,4 3,3
Schnelle Erreichbarkeit von Autobahnend
Durchschn. Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle in Minuten, 2021
10,6 16,0
Durchschnittsdistanz zur nächsten ÖPNV-Haltestellee,f,g
Einwohnergewichtete Luftliniendistanz zur nächsten Haltestel-le des ÖV mit mind. 20 Abfahrten am Tag, 2020
286 457
Schwächen Nordrhein-
Westfalen
Deutsch-
land
Arbeitslosenquoteh
in Prozent aller Erwerbspersonen, Juli 2022
7,4 5,7
Schuldnerquotei
2019
11,7 10,0
Kommunale Schuldenj
in Euro je Einwohner, 2020
2.591 1.464

a Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit. b Statistik der Kaufwerte für Bauland des Bundes und der Länder. c Statistik der Straßenverkehrs­unfälle des Bundes und der Länder. d Erreichbarkeits­modell des Bundes­instituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. e Nahversorgungs­modell des Bundes­instituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. f HaCon Ingenieurgesellschaft mbH. g infas360 (kleinräumige Bevölkerungszahlen Stand 2016). h Arbeitsmarkt­statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA). i Schuldneratlas Deutschland des Verbands der Vereine creditreform e.V. j Statistik über Schulden des Bundes und der Länder.

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