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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

SKL Glücksatlas 2022

Hamburg: Wohlhabend und jung – der glücklichste Stadtstaat

Hamburg ist im Vergleich zu Bremen oder Berlin deutlich zufriedener. Das liegt an einer jungen Bevölkerung und an hohen Einkommen. Corona hat die Hamburger zwar besonders hart getroffen und die Erholung wird auch durch die Inflation gebremst. Die Hansestadt hat aber alle Voraussetzungen, um den Erholungsprozess fortzusetzen.

Hamburg ist deutlich glücklicher als die anderen beiden Stadtstaaten Berlin und Bremen. Die Hansestadt liegt auch fast immer über dem deutschen Durchschnitt (Abbildung 1). 2018 lag sie sogar 0,31 Punkte darüber. In der Pandemie-Zeit näherten sich die Hamburger mit 6,74 Punkten dann wieder dem Bundesschnitt an (6,66 Punkte). Trotzdem: Die Hamburger konnten sich in der Corona-Krise noch gut halten, andere Städte wie Berlin krachten zeitweise auf 6,20 Punkte hinab.

Während Corona in der Stadt zu leben, machte keinen Spaß. All die Vorteile des Stadtlebens – vor allem die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten – fielen für viele Monate weg. Das Ausweichen auf online Aktivitäten half nur wenig. Außerdem leben in Städten überproportional viele Selbständige und junge Menschen, die jedoch unter den Kontaktbeschränkungen während der »Lockdowns« besonders litten. In Hamburg ist die Hälfte der Bevölkerung 40 Jahre oder jünger, in Gesamtdeutschland liegt der Anteil bei 42,8 Prozent. Ihre Glücksverluste zogen die ganze Stadt hinunter.

Abbildung 1: Hamburger liegen im Lebensglück über dem gesamtdeutschen Niveau

Mit 6,96 Punkten liegt die Lebenszufriedenheit in Hamburg 2022 über dem deutschen Durchschnitt von 6,86 Punkten. Typisch für Hamburg: Immer einen Tick glücklicher als die übrige Republik.

Anmerkung: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2017, Glücksatlas-Datenbank 2015 bis 2022.

Ab Frühjahr 2022 wurde Corona von anderen Krisen überlagert: Ukraine-Krieg und Inflation. Das macht auch den Hamburgern zu schaffen. Die Lebenszufriedenheit erholt sich »nur« von 6,74 auf 6,96 Punkte. Ohne Corona wären eigentlich Werte zwischen 7,1 und 7,4 Punkte erwartet worden. Woran die nur verhaltene Erholung liegen könnte, zeigt ein Blick auf die Bereichszufriedenheiten.

Wohlstandsverluste treffen die Einkommenszufriedenheit, Arbeitszufriedenheit steigt aber auf Rekordniveau

Abbildung 2: Die Zufriedenheit der Hamburger mit ihrem Haushaltseinkommen

Die Einkommenszufriedenheit sinkt – trotz hoher Einkommen – auch in Hamburg. Inflation und hohe Wohnkosten machen das zunehmend möglich.

Anmerkungen: Einkommenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«). Haushaltseinkommen: Nettoeinkommen aller Haus-haltsmitglieder nach Steuern und Sozialabgaben, aber plus Transfers wie Wohn- oder Kindergeld.

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2022.

Die Hamburger besitzen ein hohes verfügbares Einkommen: Mit jährlich 25.810 Euro liegen sie 3.000 Euro oberhalb Deutschlands (22.810 Euro). Die Menschen in Hamburg haben somit knapp 12 Prozent mehr zum Konsumieren zur Verfügung. Bis 2019 war die Zufriedenheit mit der finanziellen Situation in Hamburg auch höher (Abbildung 2). Seitdem sinkt die Einkommenszufriedenheit aber und schwankt um den deutschen Durchschnitt. 2022 sind Hamburger (6,64 Punkte) mit ihrem Einkommen wieder leicht zufriedener als Gesamtdeutschland (6,49 Punkte).

Hamburg hat nicht nur ein hohes Einkommen, sondern auch eine hohe Ungleichheit. Das dämpft die Zufriedenheit mit dem Einkommen. 18,9 Prozent (Deutschland: 16,2 Prozent) gelten in der Hansestadt als armutsgefährdet, verdienen also weniger als 60 Prozent des Hamburger Durchschnittseinkommens. Das drückt bei einem Teil auf die finanzielle Zufriedenheit – besonders in Zeiten der Inflation. Die Hamburger verloren seit 2020 5,02 Prozent ihres Reallohns. Schließlich sind auch die Warmmieten mit durchschnittlich 11,60 Euro je Quadratmeter für Niedrigeinkommensbezieher »kein Zuckerschlecken« (Deutschland: 9,10 Euro).

Abbildung 3: Arbeitszufriedenheit der Hamburger

Die Hamburger sind mit ihrer Arbeitssituation besonders zufrieden – deutschlandweit ist 7,54 Punkte ein Spitzenwert.

Anmerkungen: Arbeitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2022.

Die Hamburger sind mit ihrer Arbeitssituation besonders zufrieden. Bis auf das Jahr 2019 beurteilten die Hanseaten ihre Arbeitszufriedenheit deutlich besser als die übrige Republik (Abbildung 3). Mit 7,54 Punkten liegen sie sogar seit 2015 auf Rekordniveau. Der Verlauf ähnelt aber dem Gesamtdeutschlands: In der Corona-Pandemie ging die Arbeitszufriedenheit etwas runter – bedingt durch die Schwierigkeiten im Einzelhandel, in Schulen und Kitas sowie in den Pflegeberufen.

Geprägt wird die Stadt aber vom Hamburger Hafen und einigen größeren ansässigen Unternehmen wie Airbus, Lufthansa oder verschiedenen großen Kliniken. Laut dem Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik sind knapp 100.000 Beschäftigte aus Hamburg direkt oder indirekt vom Hafengeschehen abhängig. Das kann jetzt, wo die Globalisierung in Probleme gerät, zur Belastung werden.

Familienglück kommt langsam wieder aus seinem Tief, Freizeitzufriedenheit erholt sich ebenfalls

Abbildung 4: Die Zufriedenheit der Hamburger mit ihrem Familienleben

2021 war die Familienzufriedenheit mit 6,77 Punkten besonders niedrig. Der Anteil an alleinlebenden Singles unter 40 Jahren ist in Hamburg sehr hoch – eine Gruppe, die besonders unter den Corona-Maßnahmen litt.

Anmerkungen: Familienzufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2022.

Die Zufriedenheit mit dem eigenen Familienleben hat in Hamburg seit 2019 stark gelitten – sank aber schon vor Corona (Abbildung 4). Ein Grund ist der in Hamburg stark steigende Anteil an Alleinlebenden, welche klassischerweise von einer geringen Familienzufriedenheit berichten. Jeder zweite lebt in Hamburg alleine, in Gesamtdeutschland sind es 43 Prozent. Allerdings gehören zu den Alleinlebenden in Hamburg eher junge Menschen, in der übrigen Republik ist der Anteil an Witwen und Witwern höher. Gerade alleinlebende Singles im Alter unter 40 Jahren hatten es während Corona sehr schwer, die rekordverdächtig geringe Familienzufriedenheit von 6,77 Punkten in Hamburg ist also nicht überraschend. 2022 steigt sie wieder auf 7,13 Punkte, hat aber noch einen weiten Weg bis zu den Vor-Corona-Werten über der 8-Punkte Marke.

Abbildung 5: Die Zufriedenheit der Hamburger mit ihrem Freizeit

Das Freizeitglück ist in Hamburg seit 2020 erstaunlich niedrig. Vor Corona lag es noch im bundesdeutschen Durchschnitt.

Anmerkungen: Freizeitzufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2022.

Städte sind generell unzufriedener mit der Freizeit, weil es an Natur und Bewegungsraum mangelt. Vor Corona lagen die Hamburger noch im bundesdeutschen Durchschnitt. 2021 sank die Zufriedenheit mit dem eigenen Freizeitleben auf 4,71 Punkte – ein krass tiefer Durchschnittswert. Die Freizeitzufriedenheit konnte sich seit dem Rekordtief in der Pandemie mit ihren Einschränkungen im Freizeitbereich wieder etwas erholen und liegt aktuell bei 6,03 Punkten (Abbildung 5). Gesamtdeutschland geht es mit 6,51 Punkten aber schon deutlich besser.

Stärken

Heben die Lebenszufriedenheit

  • Junge, gut ausgebildete Bevölkerung.
  • Hoher Lebensstandard.
  • Hamburger Hafen als Wohlstandstreiber.

Schwächen

Senken die Lebenszufriedenheit

  • Hohe Warmmieten.
  • Hohe Ungleichheit in den Einkommen und Vermögen.
  • Wirtschaftliche Entwicklung stark vom Hamburger Hafen abhängig.
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