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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

SKL Glücksatlas

Hamburg: Hochzufriedene Großstädter

Die Lebenszufriedenheit der Hamburger ist nach wie vor außerordentlich hoch. Insbesondere die Zufriedenheit in den Bereichen Familie und Wohnsituation sticht hervor. Jedoch sind in Bezug auf Einkommens- und Arbeits­zufriedenheit deutliche Herausforderungen zu erkennen. Die anhaltende Ungleichheit und steigende Arbeits­losenzahlen trüben das Lebensglück in der Hansestadt.

Hamburg ist deutlich glücklicher als die anderen beiden Stadtstaaten Berlin (6,62 Punkte)  und Bremen (6,84 Punkte). Die Hansestadt liegt seit jeher über dem deutschen Durchschnitt (Abbildung 1). 2018 lag sie sogar 0,31 Punkte darüber. In der Pandemie-Zeit näherten sich die Hamburger mit 6,74 Punkten dann dem Bundesschnitt an (6,66 Punkte). Aktuell vergrößern die Hamburger den Abstand aber wieder etwas.

Mit einer Wertung von 7,11 Punkten befindet sich Hamburg 2023 auf dem zweiten Platz im Bundesländer-Ranking. Dies unterstreicht die hohe Lebensqualität aus Sicht der Hanseaten. Darüber hinaus behält Hamburg seinen Vorsprung in der Lebenszufriedenheit gegenüber den anderen Stadtstaaten Berlin und Bremen bei. Beim Großstädteranking vom Frühjahr 2023 erreichte Hamburg 7,16 Punkte – ein hohes Glücksniveau, das nun erneut bestätigt wird.

Abbildung 1: Allgemeine Lebenszufriedenheit in Hamburg 2015 bis 2023

2023 liegt die Lebenszufriedenheit der Hamburger 0,19 Punkte oberhalb des bundesdeutschen Durchschnitts. Damit erreicht der nördlichste Stadtstaat wieder ein ähnliches Niveau wie 2015 (7,14 Punkte), ist aber von dem Vor-Corona-Jahr 2019 noch deutlich entfernt.

Anmerkung: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2017, Glücksatlas-Datenbank 2015 bis 2023.

Hamburg ist nicht nur der glücklichste Stadtstaat, sondern – laut unserem Städteranking 2023 – auch die zufriedenste Großstadt in Deutschland. Beinahe die Hälfte der Hamburger ist zudem optimistisch, dass es ihnen in fünf Jahren besser oder viel besser gehen wird (Durchschnitt aller Groß-städte in Deutschland: etwa 40 Prozent). 58 Prozent der Hamburger würden einem Bekannten ihre Stadt weiterempfehlen. Im Stadtportrait zeigen wir die Zufriedenheit mit einzelnen Merkmalen der Stadt und wo im Stärken-Schwächen-Profil Handlungsbedarf besteht.

Trotz hoher allgemeiner Lebenszufriedenheit: Die Zufriedenheit mit dem Einkommen sinkt weiter, die Arbeitszufriedenheit fällt stark

Im Jahr 2023 zeigt sich erneut ein Rückgang der Einkommenszufriedenheit der Hamburger: Mit einem Wert von 6,51 Punkten liegt sie um 0,63 Punkte unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie (Abbildung 2). Auf den ersten Blick mag dies überraschend erscheinen, denn die Hamburger verfügen über ein vergleichsweise hohes Haushaltseinkommen. Es liegt mit 25.810 Euro sogar um 3.000 Euro höher als der bundesweite Durchschnitt von 22.810 Euro. Das bedeutet, den Menschen in Hamburg stehen etwa 12 Prozent mehr finanzielle Mittel für ihren Konsum zur Verfügung. Doch woher rührt dann die niedrige Einkommenszufriedenheit im Vergleich zum Durchschnitt in ganz Deutschland?

Abbildung 2: Die Zufriedenheit der Hamburger mit ihrem Haushaltseinkommen

Die Einkommenszufriedenheit der Hamburger ist 2023 auf dem Tiefststand: Mit 6,51 liegt sie sogar 0,13 Punkte unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts von 6,64 Punkten. Die Gründe dafür liegen in einer hohen Einkommensungleichheit sowie weiter steigenden Wohnkosten.

Anmerkungen: Einkommenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«). Haushaltseinkommen: Nettoeinkommen aller Haushaltsmitglieder nach Steuern und Sozialabgaben, aber plus Transfers wie Wohn- oder Kindergeld.

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Hamburg hat nicht nur ein hohes Einkommen, sondern stadttypisch auch eine hohe Ungleichheit. Das dämpft die Zufriedenheit mit dem Einkommen. 18,9 Prozent (Deutschland: 16,2 Prozent) der Menschen gelten in der Hansestadt als armutsgefährdet, verdienen also weniger als 60 Prozent des Hamburger Durchschnittseinkommens. Das drückt auf die finanzielle Zufriedenheit – besonders in Zeiten der Inflation. Die Hamburger verloren seit 2020 5,02 Prozent ihres Reallohns. Schließlich sind auch die Warmmieten mit durchschnittlich 11,60 Euro je Quadratmeter für Niedrigeinkommensbezieher »kein Zuckerschlecken« (Deutschland: 9,10 Euro). Die Baulandpreise sind fast viermal höher als in anderen Bundesländern – auch das ist aber stadttypisch und im Vergleich zu anderen Großstädten nicht besonders auffällig.

Abbildung 3: Arbeitszufriedenheit der Hamburger

Die Arbeitszufriedenheit fällt 2023 auf 6,94 Punkte – und damit erstmals unter den Durchschnitt Deutschlands. Erklären lässt sich diese Abnahme nicht, auch wenn die Arbeitslosenzahlen seit dem Herbst 2022 wieder steigen und die Sorgen um den Hamburger Hafen nicht kleiner werden.

Anmerkungen: Arbeitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Auch die Arbeitszufriedenheit ist 2023 besonders stark gesunken: Sie fällt um 0,6 Punkte auf 6,94 Punkte – und damit unter den Durchschnitt Gesamtdeutschlands (7,11 Punkte). Das ist ein Novum. Bisher waren die Hamburger immer etwas glücklicher mit ihrer Arbeitssituation. Sicherlich: Die Zahl der Arbeitslosen ist seit Oktober 2022 bis September 2023 um 8.000 Personen gestiegen. Die Branche mit den meisten Beschäftigten ist der Einzelhandel. Eine Branche, die seit dem Ausbruch der Corona-Krise viele Unsicherheiten erleben musste.

Die signifikanten Rückgänge in der Arbeitszufriedenheit sind damit aber nicht eindeutig zu erklären, insbesondere wenn man die positiven Entwicklungen des Wirtschaftsstandorts in Betracht zieht. Geprägt wird die Stadt vom Hamburger Hafen und einigen größeren ansässigen Unternehmen wie Airbus, Lufthansa oder verschiedenen großen Kliniken. Laut dem Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik sind knapp 100.000 Beschäftigte aus Hamburg direkt oder indirekt vom Hafengeschehen abhängig. Das kann künftig, wenn die Globalisierung weiter in Probleme gerät, zur Belastung werden.

Familienglück stagniert, Gesundheitszufriedenheit sinkt leicht

Abbildung 4: Die Zufriedenheit der Hamburger mit ihrem Familienleben

Die Familienzufriedenheit verbleibt 2023 unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts und liegt bei 7,07 Punkten. Zudem stagniert der Erholungsprozess in Richtung Vor-Corona-Niveau (8,03 Punkte).

Anmerkungen: Familienzufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Die Zufriedenheit mit dem eigenen Familienleben hat in Hamburg seit 2019 stark gelitten. Das trifft zwar auf ganz Deutschland zu, in Hamburg sank sie aber schon vor Corona (Abbildung 4). Ein Grund ist der in Hamburg deutlich steigende Anteil an Alleinlebenden, die klassischerweise von einer geringen Familienzufriedenheit berichten. Jeder zweite lebt in Hamburg alleine, in Gesamtdeutschland sind es 43 Prozent. Allerdings gehören zu den Alleinlebenden in Hamburg eher junge Menschen, in der übrigen Republik ist der Anteil an Witwen und Witwern höher. 2022 steigt sie wieder auf 7,13 Punkte, verbleibt aber 2023 bei 7,07 Punkten.

Abbildung 5: Die Zufriedenheit der Hamburger mit ihrer Gesundheit

Die Gesundheitszufriedenheit ist für Stadtverhältnisse überraschend hoch, fällt 2023 allerdings etwas ab: Von 7,28 Punkten sinkt sie auf 7,08 Punkte.

Anmerkungen: Gesundheitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Die Gesundheitszufriedenheit ist 2023 zwar um 0,2 Punkte auf 7,08 Punkte gefallen, bleibt aber – wie schon in den Jahren zuvor – überdurchschnittlich. Angesichts der relativ jungen Bevölkerung mag das kaum überraschen, andererseits ist der Gesundheitszustand – bei gleichem Alter – in einer Stadt immer etwas schlechter als in ländlichen Regionen. Der Lärm, der schlechtere Schlaf und die Luftverschmutzung tragen dazu bei.

Allgemein ist die Zahl der möglichen »Stressoren« in Städten höher: Starker Verkehr auf der Straße, zahlreiche Menschen, mit denen man um den städtischen Raum konkurriert (man denke allein an die Imbissbuden zur Mittagszeit) oder ein vollgestopfter ÖPNV stressen. Die Stresshormone tragen zur Verschlechterung des Gemütszustands bei und können den Gesundheitszustand beeinträchtigen – beides sind Faktoren, die sich negativ auf die Gesundheitszufriedenheit auswirken können. Daher ist die bemerkenswert hohe Gesundheitszufriedenheit der Hamburger umso mehr zu würdigen, zumal Berlin (7,00 Punkte) und Bremen (6,94 Punkte) in diesem Bereich schlechtere Werte aufweisen.

Stärken Hamburg Deutsch-
land
Hohes Bruttoinlandsprodukt je Einwohnera
in Euro, 2022
76.900 46.000
Neubauwohnungen je Einwohnerb
2020
6,1 3,7
Durchschnittsalter der Bevölkerungc
2020
41,68 44,21
Natürlicher Wanderungssaldod
je 1.000 Einwohner, 2020
1,15 -2,55
Medianeinkommene
der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in Euro, 2020
3.862,69 3.484,03
Steuerkraftf
Kommunalsteuern (Grund- und Gewerbesteuern) in Euro je Einwohner, 2019
1.583,84 1.012,16
Schwächen Hamburg Deutsch-
land
Hohe Baulandpreiseg
Kosten für ein Grundstück von 680 m², 4. Quartal 2022
727.500 185.600
Straßenverkehrsunfälleh
je 100.000 Einwohner, 2020
457,98 404,20

a Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2022. b Statistik der Baufertigstellungen des Bundes und der Län-der. c Fortschreibung des Bevölkerungsstandes des Bundes und der Länder. d Statistik der Geburten und Sterbefälle des Bundes und der Länder. e Statistik der Bundesagentur für Arbeit. f Realsteuervergleich des Bundes und der Länder. g Statistisches Bundesamt, Dr. Klein 2022. h Statistik der Straßenverkehrsunfälle des Bundes und der Länder.

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