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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

SKL Glücksatlas 2022

Bayern: Die Glücksregion Nummer zwei in Deutschland

Bayern ist nach Schleswig-Holstein das Glücksland Nummer zwei in Deutschland. Viele junge, gut ausgebildete Einwohner mit gutem Einkommen, junge Familien und eine gute Wirtschaftsstruktur tragen dazu bei. Im Süden ist die Lebenszufriedenheit besonders hoch. Auch Bayern hat die Corona-Pandemie hart getroffen, doch 2022 geht es wieder aufwärts.

Bayern war während der Corona-Pandemie ein typisches westdeutsches Bundesland, in denen die Lebenszufriedenheit wegen der Lockdown-Einschränkungen generell stark abstürzte. In Bayern waren es 0,49 Punkte: von 7,26 Punkten im Vor-Corona-Jahr 2019 auf 6,77 Punkte im Jahr 2021. Dennoch blieb Bayern zufriedener als Gesamtdeutschland. Das ist auch schon durchgängig seit 2015 der Fall, wie der Verlauf der Glückskurven zeigt (Abbildung 1). Der Abstand zu Gesamtdeutschland betrug im Schnitt 0,17 Punkte auf der Skala zwischen 0 und 10 Punkten. Seit 2015 ist Bayern im Glücksranking oben, 2022 ist es mit 7,06 Punkten nach Schleswig-Holstein sogar die zweitglücklichste Region Deutschlands. Der Südosten Deutschlands erholt sich somit kräftig um 0,29 Punkte im Vergleich zur Pandemiezeit.

Abbildung 1: Bayern kann sich wieder kräftig erholen

Bayern gehört zu den überdurchschnittlich glücklichen Bundesländern. In der Corona-Krise stürzt Bayern beim Lebensglück um 0,49 Punkte ab, blieb aber zufriedener als viele andere Regionen Deutschlands. 2022 knüpft Bayern an die hohe Lebenszufriedenheit der Vor-Corona-Zeit an.

Anmerkung: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2017, Glücksatlas-Datenbank 2015 bis 2022.

Die Gründe für den Lebenszufriedenheitsverlust während der Corona-Pandemie sind die selben wie in anderen Bundesländern: Besonders Familien und junge Menschen büßten an Lebensglück ein und die bayerische Bevölkerung hat von beiden Gruppen hohe Anteile. 26,1 Prozent der Haushalte in Bayern haben drei und mehr Personen, in Gesamtdeutschland sind es »nur« 23 Prozent. Auch der Anteil der unter 40-Jährigen ist mit 44,7 Prozent höher als im Rest der Bundesrepublik (42,8 Prozent). In den Familien litten insbesondere die Frauen unter der Dreifachbelastung »Homeoffice, Homeschooling und Homework«. Die jungen Menschen hingegen isolierten sich sehr stark.

2022 bringt neue Probleme mit sich. Mit dem Auslaufen der Corona-Maßnahmen können sich die Menschen zwar wieder treffen und die Eltern ihre Kinder wieder in die Schule oder Kita bringen. Allerdings steigen nun die Preise und die Zukunftsunsicherheit nimmt zu. In Bayern bekommen Menschen im unteren Einkommensbereich finanzielle Probleme, da die Wohnkosten insbesondere im Großraum München immens hoch sind. Ein Bayer zahlt für seine Wohnung im Durchschnitt pro Quadratmeter über 1,20 Euro mehr als in anderen Teilen Deutschlands – für eine 100m² Wohnung also 120 Euro mtl. oben drauf. Durch den neuen finanziellen Druck wird die Erholung der Lebenszufriedenheit im Jahr 2022 abgebremst.

Einkommenszufriedenheit fällt ins Bodenlose, Arbeitszufriedenheit erholt sich wieder deutlich

Abbildung 2: Die Zufriedenheit der Bayern mit ihrem Haushaltseinkommen

Bayerns Einkommenszufriedenheit sinkt wie in Gesamtdeutschland, bleibt aber deutlich auf höherem Niveau.

Anmerkungen: Einkommenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«). Haushaltseinkommen: Nettoeinkommen aller Haushaltsmitglieder nach Steuern und Sozialabgaben, aber plus Transfers wie Wohn- oder Kindergeld.

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2022.

Einer der wichtigsten Stärken Bayerns ist der hohe Wohlstand: Die verfügbaren Einkommen liegen weit oberhalb des deutschen Durchschnitts und der allgemeine Lebensstandard in Bayern ist hoch. Während das durchschnittliche verfügbare Haushaltsnettoeinkommen in Deutschland 22.810 Euro beträgt, liegt Bayern mit 26.250 Euro deutlich darüber. Trotz der teilweise sehr hohen Miet- und Lebenshaltungskosten verbleibt in Bayern die Armutsgefährdungsquote auf niedrigem Niveau.

Die Inflation bewirkt auch in Bayern ein Sinken der Einkommenszufriedenheit 2022 auf 6,76 Punkte – von vormals 7,18 Punkten 2019 (Abbildung 2). Die Reallohnverluste sind in Bayern seit 2020 mit -5,93 Prozent höher als der Bundesschnitt (-5,44). Bayern bleibt dennoch weit oberhalb des bundesdeutschen Durchschnitts, der bei 6,49 Punkten liegt. Offenbar sind – trotz Inflation – immer noch viele Bayern mit ihrer finanziellen Situation zufrieden.

Abbildung 3: Arbeitszufriedenheit der Bayern

Die Arbeitszufriedenheit ist in Bayern seit 2018 leicht rückläufig.

Anmerkungen: Arbeitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«). Haushaltseinkommen: Nettoeinkommen aller Haus-haltsmitglieder nach Steuern und Sozialabgaben, aber plus Transfers wie Wohn- oder Kindergeld.

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2022.

Die Arbeitszufriedenheit nahm in Bayern während Corona nur um 0,07 Punkte ab (2019: 7,2 Punkte auf 2021: 7,13 Punkte) (Abbildung 3). Viele Beschäftigte machten Bekanntschaft mit Homeoffice und digitalen Konferenzen. Andererseits sicherte die Bundes- und Landesregierung Arbeitsplätze durch Konjunkturhilfen und Kurzarbeit-Programme. So wurde anfänglichen Unsicherheiten und Ängsten schnell begegnet. Allerdings sind die Belastungen unterschiedlich stark verteilt: Gerade Selbstständige aus dem Dienstleistungssektor (Gaststätten, Tourismus, Friseure, Wellness usw.) erlebten herbe Verluste bis hin zum Geschäftsverlust. In Bayern ist der Anteil an Selbstständigen mit 9,9 Prozent höher als in Gesamtdeutschland (9,2 Prozent).

2022 stagniert die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeitssituation (7,11 Punkte). Damit bewegen sich die Bayern wieder auf dem bundesdeutschen Niveau. Allerdings verläuft der Trend seit 2018 durchgehend leicht negativ.

Die Lebenszufriedenheit in den Regionen Bayerns

Bayern teilt sich in vier große, gewachsene Regionen auf. Im Norden erfassen wir alle Teile Frankens und im Süden mit »Bayern-Süd« den Großraum München, das östliche Schwabenland (z.B. Augsburg) sowie das Alpenland. Im Osten schauen wir gesondert auf die Region Niederbayern (z.B. Passau) und die Oberpfalz (z.B. Regensburg). Unterschiede in der Lebenszufriedenheit finden sich zwischen Nord und Süd (Abbildung 4). In Franken (6,94 Punkte) und der Oberpfalz (6,95 Punkte) sind die Menschen mit ihrem Leben signifikant unzufriedener als in Niederbayern (7,26 Punkte) und Bayern-Süd (7,13 Punkte). Eine wichtige Erklärung bieten die wirtschaftlichen Indikatoren, die besonders in München sehr positiv ausfallen: Die Stadt hat eine deutlich geringere Arbeitslosenquote und ein höheres Haushaltseinkommen als Nürnberg oder Schweinfurt.

Abbildung 4: In Niederbayern lebt sich’s am glücklichsten

Der Süden Bayerns gehört zu den glücklichsten Regionen Deutschlands – der Norden liegt im deutschlandweiten Vergleich im oberen Mittelfeld.


Anmerkungen:Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Glücksatlas-Datenbank 2022.

Familienzufriedenheit erholt sich wieder, Freizeitzufriedenheit wieder höher als im ge-samtdeutschen Durchschnitt

Abbildung 5: Die Zufriedenheit der Bayern mit ihrem Familienleben

Vor allem unter den geschlossenen Kitas und Schulen hat die Zufriedenheit mit dem Familienleben während der Corona-Zeit gelitten.

Anmerkungen: Familienzufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2022.

Vor Corona waren jene Region im Vorteil, die einen hohen Anteil an jungen Menschen, jungen Familien und Selbständigen hatten. Bayern ist im deutschlandweiten Vergleich relativ jung und hat einen hohen Anteil an jungen Familien: 44,7 Prozent sind unter 40 Jahre alt (Deutschland: 42,8 Prozent), 26,1 Prozent sind in dem südlichen Bundesland Mehrpersonenhaushalte mit drei und mehr Mitgliedern (Deutschlandweit: 23 Prozent). In der Corona-Krise wurden diese Vorteile jedoch zu Nachteilen. Es waren gerade diese Personengruppen, die besonders unter den Schul- und Kitaschließungen, den Kontakt- und Freizeitbeschränkungen, dem Homeoffice und den Betriebseinschränkungen (Hotels, Einzelhandel, etc.) zu leiden hatten. Zudem waren sämtliche Familienmitglieder monatelang zu Hause – solche Belastungen können Auslöser für Konflikte sein. Die Lebenszufriedenheit dieser Gruppen ging stärker zurück als die von Rentnern, Alleinstehenden oder Beamten. Folglich sank die Familienzufriedenheit 2021 in Bayern stark ab. 2022 kann sie sich – mit der Rücknahme der meisten Corona-Maßnahmen wieder auf 7,48 Punkte erholen.

Abbildung 6: Die Zufriedenheit der Bayern mit ihrer Freizeit

Auch in Bayern stürzte die Freizeitzufriedenheit während Corona ab. In Normalzeiten sind die Bayern mit ihrem Freizeitleben aber sehr zufrieden.

Anmerkungen: Freizeitzufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2022.

Die Corona-Pandemie traf verschiedene Zufriedenheitsbereiche unterschiedlich stark. Die Freizeitzufriedenheit brach deutschlandweit regelrecht ein, auch in Bayern – von durchschnittlich 7,6 Punkten in 2019 auf 5,08 Punkte (2021) (Abbildung 6). Die meisten Freizeitaktivitäten waren stark eingeschränkt. Gerade in den »Lockdowns« beschränkt sich die Freizeitgestaltung oftmals auf Fernsehen, Smartphone und Spaziergängen. Fitnessstudios waren geschlossen, Besuche von Bekannten und Verwandten wurden stets von Sorgen um eine potentielle Ansteckungsgefahr begleitet.

Baden-Württemberg rutscht im Zuge der Pandemie von einer guten Glücksposition ins Mittelfeld ab und bleibt auch 2022 unterdurchschnittlich zufrieden. Während die Zufriedenheit mit der Arbeit und der Familie wieder zunimmt, fällt die Einkommenszufrieden-heit deutlich. Die Inflation macht sich bemerkbar.

In Normalzeiten war die Freizeitzufriedenheit in Bayern immer deutlich höher. Das liegt an der hohen Umwelt- und Lebensqualität und den intakten Natur- und Kulturlandschaften, an vielen Freizeitmöglichkeiten (Wandern, Schwimmen, Fahrradstrecken) und einem hohen Anteil ländlich geprägter Regionen. Menschen, die in Bayern auf dem Land leben, sind etwas glücklicher als Münchner oder Nürnberger.

Auf einen Sondereffekt im Freizeitbereich machte vor einigen Jahren eine Studie des DIW Berlin aufmerksam. Sie fand heraus, dass FC Bayern München-Fans durch regelmäßige Siegeserfahrungen immer wieder kurzfristige »Zufriedenheitssprünge« erleben (Richter 2014). Diese regelmäßigen Siegeserfahrungen heben die kollektive Lebenszufriedenheit dauerhaft an (»Siegesseffekt«). Mal sehen, ob das so bleibt. Für alle Menschen gilt: In der Gemeinschaft (z.B. in einem Verein, einer Partei, der Kirche etc.) und dem allgemeinen Gefühl, kulturell und wirtschaftlich von anderen unterscheidbar zu sein, entsteht ein glückstiftendes Identitäts- und Verbundenheitsgefühl. Das bayerische „mia san mia“ hat also eine glückstiftende Komponente.

Stärken

Heben die Lebenszufriedenheit

  • Junge, gut ausgebildete Bevölkerung
  • Hohe Einkommen, hoher Lebensstandard
  • Geringe Armutsgefährdungsquote
  • Auf dem Land: hohe soziale Verbundenheit, hohe Vereinsdichte

Schwächen

Senken die Lebenszufriedenheit

  • Wirtschaftliche Strukturschwächen im Nürnberger Raum
  • Hohe Wohnkosten
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