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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

SKL Glücksatlas 2023

Bayern: Weiterhin an der Spitze

Die Zufriedenheit der Bayern mit ihrem Leben wächst und liegt in allen Lebensbereichen über dem bundesweiten Durchschnitt. Besonders im wohlhabenden Süden Bayerns gibt es ein hohes Wohlbefinden. Damit bleibt Bayern – zusammen mit Schleswig-Holstein, Hamburg, Hessen und Teilen NRWs – eine der zentralen Glücksregionen Deutschlands.

2023 erreichen die Bayern eine Lebenszufriedenheit in Höhe von durchschnittlich 7,09 Punkten. Damit landen sie auf Platz drei des Bundesländerrankings. Trotz der guten Platzierung ist das Ergebnis enttäuschend: Das Glücksniveau hat sich nur ganz leicht verbessert, um lediglich 0,03 Punkte gegenüber 2022 (Abbildung 1), während der durchschnittliche Anstieg in Deutschland bei 0,06 Punkten liegt. Das subjektive Wohlbefinden der Bayern liegt somit – wie schon im Zeitraum 2015 bis 2022 – über dem anderer Regionen, tritt aber auf der Stelle.

Abbildung 1: Allgemeine Lebenszufriedenheit in Bayern 2015 bis 2023

Bayern schafft es 2023 mit 7,09 Punkten auf Rang drei des Bundesländer-Rankings. Enttäuschend ist aber der nur geringe Anstieg seit 2022 von 0,03 Punkten, während Gesamtdeutschland sich um 0,06 Punkte erholte.

Anmerkung: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2017, Glücksatlas-Datenbank 2015 bis 2023.

2022 und 2023 brachten neue Probleme mit sich. Mit dem Auslaufen der Corona-Maßnahmen können sich die Menschen zwar wieder treffen und Eltern ihre Kinder wieder in die Schule oder Kita bringen. Allerdings steigen nun die Preise und die Zukunftsunsicherheit nimmt zu. In Bayern bekommen Menschen im unteren Einkommensbereich finanzielle Probleme, da die Wohnkosten insbesondere im Großraum München immens hoch sind. Ein Durchschnittsbayer zahlt pro Quadratmeter seiner Wohnung im Schnitt über 1,20 Euro mehr als in anderen Teilen Deutschlands. Das bedeutet für eine 100m² Wohnung zusätzliche monatliche Kosten von 120 Euro. Dieser neue finanzielle Druck wirkt sich negativ auf die Erholung der Lebenszufriedenheit im Jahr 2022 aus – beschränkt sich aber offenbar auf den Wohnbereich. Denn die Zufriedenheit mit dem Einkommen ist nach wie vor hoch.

Einkommenszufriedenheit erholt sich wieder, auch die Arbeitszufriedenheit steigt

Einer der wichtigsten Stärken Bayerns ist der hohe Wohlstand: Die Einkommen liegen weit oberhalb des Durchschnitts. Während das durchschnittliche verfügbare Haushalts­netto­einkommen in Deutschland 22.810 Euro beträgt, liegt Bayern mit 26.250 Euro deutlich darüber. Trotz der teilweise sehr hohen Miet- und Lebens­haltungs­kosten verbleibt in Bayern die Armutsgefährdungs­quote auf niedrigem Niveau.

Abbildung 2: Die Zufriedenheit der Bayern mit ihrem Haushaltseinkommen

Die Einkommenszufriedenheit hat sich in Bayern erholt und liegt 2023 wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.

Anmerkungen: Einkommenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«). Haushaltseinkommen: Nettoeinkommen aller Haushaltsmitglieder nach Steuern und Sozialabgaben, aber plus Transfers wie Wohn- oder Kindergeld.

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Die Mehrheit der Bayern scheint sich auch an die Inflation gewöhnt zu haben. Die Zufriedenheit mit dem eigenen Einkommen steigt 2023 wieder auf 7,07 Punkte und liegt damit auf dem Vor-Corona-Niveau (Abbildung 2). Außerdem kommen viele Bayern mit ihrem Einkommen gut aus: »Nur« 7,3 Prozent haben Schwierigkeiten, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, in Gesamtdeutschland ist es jeder zehnte.

Allerdings hat der hohe Lebensstandard auch seine Kehrseiten: So sind die Wohnkosten in Bayern sehr hoch – gerade im Großraum München oder in Mittelstädten wie Bayreuth. Die Baulandpreise sind mit 320 Euro je Quadratmeter rund zwei Drittel höher als im gesamtdeutschen Durchschnitt.

Abbildung 3: Arbeitszufriedenheit der Bayern

Der leichte Negativtrend von 2019 bis 2022 scheint gestoppt: 2023 nimmt die Arbeitszufriedenheit der Bayern wieder zu und landet bei hohen 7,28 Punkten.

Anmerkungen: Arbeitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«). Haushaltseinkommen: Nettoeinkommen aller Haus-haltsmitglieder nach Steuern und Sozialabgaben, aber plus Transfers wie Wohn- oder Kindergeld.

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Von der guten wirtschaftlichen Situation zeugt auch die überdurchschnittliche Arbeitszufriedenheit von 7,28 Punkten (Ø Deutschland: 7,11 Punkte) (Abbildung 3). Neben den geringen Arbeitslosenquoten finden auch diejenigen, die arbeitssuchend werden, schnell wieder einen neuen Job: Nur knapp 19 Prozent der Arbeitslosen in Bayern bleiben länger als ein Jahr in dieser Phase, im Rest Deutschlands sind es 30 Prozent. Der leichte Negativtrend seit 2019 scheint damit gestoppt.

Die Lebenszufriedenheit in den Regionen Bayerns

Innerhalb Bayerns gibt es große Unterschiede. Besonders glücklich sind die Einwohner in der Region Bayern-Süd (7,23 Punkte), welche den Großraum München, die Alpenregion, das Allgäu und Schwaben umfasst. Schon 2022 (7,13 Punkte) war diese Region deutlich zufriedener als der Norden (Abbildung 4). Verlierer in diesem Jahr ist die Region Niederbayern, die noch letztes Jahr mit 7,26 Punkten mit zur glücklichsten ganz Deutschlands gehörte, dieses Jahr aber nur im Mittelfeld landet. Dagegen kann die Oberpfalz mit 7,10 Punkten an Boden gewinnen (2022: 6,95 Punkte) und setzt sich als zweitglücklichste Region in Bayern durch.

Franken ist mit 6,92 Punkten etwas unzufriedener als der südliche Teil Bayerns. Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen altert Ober- und Unterfranken etwas schneller als der Süden Bayerns und ein höheres Durchschnittsalter geht mit einer geringeren Lebenszufriedenheit einher. In einigen Landkreisen an der Grenze zu Thüringen liegt das Durchschnittsalter inzwischen bei 47 Jahren und darüber. Zum anderen sind die Einwohner von Bayern-Süd nochmal wohlhabender als die Franken: Im Regierungsbezirk Oberbayern liegt das verfügbare Einkommen (nach Abzug der Steuern) bei fast 29.000 Euro pro Kopf. In den fränkischen Regionen ist es mit 23.000 bis 24.000 Euro deutlich weniger. Trotzdem braucht Franken sich nicht zu verstecken: Die starke Industrie mit zahlreichen Traditionsunternehmen führt dazu, dass der Norden Bayerns auch heute zu den wohlhabendsten Regionen Deutschlands zählt.

Abbildung 4: Der Süden ist glücklicher als der Norden

Der Süden Bayerns gehört zu den glücklichsten Regionen Deutschlands – der Norden liegt im deutschlandweiten Vergleich im oberen Mittelfeld.


Anmerkungen:Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Glücksatlas-Datenbank 2023.

Die Zufriedenheit mit Familie und Gesundheit steigen

Die Familienzufriedenheit der Bayern war vor Corona immer etwas höher als in Gesamtdeutschland (Abbildung 5). Gerade im ländlichen Raum existieren noch feste Familienstrukturen, eingebettet im Vereins- und Traditionsleben der örtlichen Gemeinschaften. Auch die Eigentumsquote der Bayern ist vier Prozentpunkte höher als im bundesweiten Durchschnitt. All diese Faktoren tragen dazu bei, die Zufriedenheit im Bereich des Familienlebens zu heben. Auch 2023 liegt die durchschnittliche Zufriedenheit mit 7,74 Punkten wieder oberhalb des Durchschnitts von Gesamtdeutschland. Wie in anderen Regionen waren aber auch die Bayern mit ihrem Familienleben vor Corona noch wesentlich zufriedener.

Abbildung 5: Die Zufriedenheit der Bayern mit ihrem Familienleben

Die Familienzufriedenheit nimmt 2023 weiter zu und liegt bei 7,74 Punkten. Vor Corona wurde in diesem Bereich aber regelmäßig die 8-Punkte-Marke geknackt.

Anmerkungen: Familienzufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Die Gesundheitszufriedenheit der Bayern ist 2023 stark angestiegen (Abbildung 6): Von 7,06 geht es auf 7,49 Punkte hinauf. Offenbar hat sich im Gesundheitsbereich etwas fundamental verbessert. Eine Erklärung dafür ist nicht einfach zu finden, zumal auch in Bayern die Bevölkerung altert und sich der durchschnittliche Gesundheitszustand zukünftig verschlechtern wird.

Zwei Erklärungen für die hohe Gesundheitszufriedenheit bieten sich an: Dies könnte einerseits mit dem vergleichsweise niedrigen Durchschnittsalter der Bevölkerung zusammenhängen, was wiederum zu einer geringeren Anzahl von Pflegebedürftigen (3,8 Prozent gegenüber dem deutschlandweiten Durchschnitt von 5 Prozent) und somit auch zu einem niedrigeren Anteil pflegender Angehöriger führt. Im Gesundheitssektor zeigen weitere Indikatoren, wie die Anzahl der Krankenhausbetten oder die Verfügbarkeit von Pflegeheimplätzen im deutschlandweiten Vergleich, hingegen durchschnittliche Werte.

Andererseits könnte dies auch mit den natürlichen Gegebenheiten des Bundeslandes zusammenhängen. Die Möglichkeiten zum Wandern in den Alpen, die vielfältigen sportlichen Aktivitäten in zahlreichen Vereinen sowie die überwiegend ländliche Struktur tragen zur Förderung des allgemeinen Gesundheitszustands der Bewohner Bayerns bei.

Abbildung 6: Die Zufriedenheit der Bayern mit ihrer Gesundheit

Bayerns Gesundheitszufriedenheit erreicht 2023 ungeahnte Höhen: Mit 7,49 Punkten liegt sie 0,43 Punkte höher als 2022. Erklärungen dafür gibt es noch keine.

Anmerkungen: Gesundheitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Auf einen Sondereffekt machte vor einigen Jahren eine Studie des DIW Berlin aufmerksam. Sie fand heraus, dass FC Bayern München-Fans durch regelmäßige Siegeserfahrungen immer wieder kurzfristige »Zufriedenheitssprünge« erleben (Richter 2014). Diese regelmäßigen Siegeserfahrungen heben die kollektive Lebenszufriedenheit dauerhaft an (»Siegesseffekt«). Abzuwarten ist, ob das so bleibt. Für alle Menschen gilt: In der Gemeinschaft (z.B. in einem Verein, einer Partei, der Kirche etc.) und dem allgemeinen Gefühl, kulturell und wirtschaftlich von anderen unterscheidbar zu sein, entsteht ein glückstiftendes Identitäts- und Verbundenheitsgefühl. Das bayrische „mia san mia“ hat also eine glückstiftende Komponente.

Stärken Bayern Deutsch-
land
Arbeitslosenquotea
in Prozent aller Erwerbspersonen, Juli 2023
3,3 5,7
Langzeitarbeitslosea
Anteil der Arbeitslosen, 1 Jahr und länger arbeitslos, an den Arbeitslosen in %, 2020
18,9 30,3
Wahlbeteiligung BTWb
Anteil Zweitstimmen (gültig und ungültig) an den Wahlberechtigten in %, 2021
79,9 76,6
Schuldnerquotec
in Prozent aller Einwohner, die 18 Jahre oder älter sind, 2019; ein Schuldner kann in absehbarer Zeit nicht seinen fälligen Zahlungsverpflichtungen nachkommen
7,3 10,0
Pflegebedürftiged
je 100 Einwohner, 2019
3,8 5,0
Mindestsicherungsquotee
Anteil an allen Erwerbspersonen in Prozent, 2020
3,8 8,2
Schwächen Bayern Deutsch-
land
Baulandpreisef
in € je m2, 2020
319,8 193,6
Verunglückte im Straßenverkehrg
je 100.000 Einwohner, 2020
439 397
Distanz zu ÖPNV-Haltestellenh
Einwohnergewichtete Luftliniendistanz in Meter zur nächsten Haltestelle des ÖPNV mit mind. 20 Abfahrten am Tag, 2020
793 457

a Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA). b Allgemeine Bundestagswahlstatistik des Bundes und der Länder. c Schuldneratlas Deutschland des Verbands der Vereine creditreform e.V. d Pflegestatistik des Bundes und der Länder. e Statistik der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II der Bundesagentur für Arbeit. f Statistik der Kaufwerte für Bauland des Bundes und der Länder. g Statistik der Straßenverkehrsunfälle des Bundes und der Länder. h Nahversorgungsmodell des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, HaCon Ingenieurgesellschaft mbH, infas360 (kleinräumige Bevölkerungszahlen Stand 2016).

Sachsen ist der ostdeutsche Aufsteiger 2023. Mit 6,92 Punkten bewerten die Sachsen ihr Wohlbefinden exakt wie der deutsche Durchschnitt und gehören keineswegs zu den Unzufriedenen in der Republik. Auch die Einkommens-, Arbeits- und Familienzufriedenheiten legen zu. Einzig die Gesundheitszufriedenheit schwächelt.

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