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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

Städteranking 2023

Städteranking Bremen: Unbefriedigende Arbeitssituation, aber hohe Wohnqualität

Die Bremer sind mit ihrem Leben wie mit ihrer Stadt eher unzufrieden. Gerade die Bereiche Sicherheit, Wirtschaftsstandort und Kultur werden sehr schlecht beurteilt. Trotzdem sehen ein Gutteil der Bremer optimistisch in die Zukunft, 4 von 10 würden die Stadt einem Bekannten weiterempfehlen. Außerdem ist die Wohnzufriedenheit in Bremen hoch.

In Bremen sind die Menschen mit ihrem Leben eher unzufrieden. Auf der Skala von 0 (= »ganz und gar unzufrieden«) bis 10 (= »ganz und gar zufrieden«) bewerten sie ihre Lebenszufriedenheit mit 6,50 Punkten (Abbildung 1). Damit erreichen sie im SKL Großstädte-Ranking 2023 Platz 10 (von 12) und lassen nur die ostdeutschen Großstädte Dresden (6,49 Punkte) und Leipzig (6,44 Punkte) hinter sich. Die Nachbarstadt Hamburg bleibt mit 7,16 Punkten unerreicht, zum südlich gelegenen Hannover (6,75 Punkten) ist der Abstand geringer. Ähnlich enttäuschend schnitten die Stuttgarter mit 6,54 Punkten ab.

Abbildung 1: Bremen in persönlichen Bereichen unterdurchschnittlich

Besonders unzufrieden sind die Bremer mit ihrem Einkommen, der Arbeits- und Gesundheitssituation.

Fragen: »Wie zufrieden sind Sie, alles in allem, mit Ihrem Leben?« bzw. »Wie zufrieden Sie mit folgenden Bereichen?«
0 = Ganz und gar nicht zufrieden bis 10 = Ganz und gar zufrieden

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Bremen in sämtlichen persönlichen Bereichen unterdurchschnittlich

Die persönlichen Bereichszufriedenheit liegen sämtlich unterhalb des Städtedurchschnitts. Das Familienleben (6,68 Punkte; Ø Städte: 6,91 Punkte), die Arbeit (5,95 Punkte; Ø Städte: 6,23 Punkte) und das Einkommen (5,48 Punkte; Ø Städte: 5,79 Punkte) werden von den Bremern niedrig beurteilt. Besonders gering fällt im Vergleich die Gesundheitszufriedenheit mit 5,96 Punkten (Ø Städte: 6,36 Punkte) aus.

Relativ positiv sehen die Bremer ihre Wohnsituation. Mit 6,73 Punkten kommen sie dem Durchschnitt von 6,75 Punkten sehr nahe. Gründe hierfür lassen sich in den noch vergleichsweise niedrigen Mieten und der hohen Wohnqualität der Bremer finden. Für eine typische 80m²-Wohnung (3 Zimmer, Küche, Bad) muss der durchschnittliche Bremer etwa ein Viertel seines Haushaltseinkommens aufwenden. In Städtedurchschnitt ist es ein Drittel, in der teuren Stadt München ist es sogar fast die Hälfte. Die Wohnqualität in Bremen ist ebenfalls hoch. Die Bremer haben relativ große Wohnflächen pro Einwohner zur Verfügung und leben überproportional oft in Ein- oder Zweifamilienhäusern, anstatt in Wohnblöcken oder Hochhäusern.

Gemessen an den geringen Zufriedenheitswerten sind die Bremer in weiten Teilen der Bevölkerung noch optimistisch. Immerhin 41 Prozent (Ø Städte: 43 Prozent) glauben, dass es ihnen in 5 Jahren besser gehen wird, 36 Prozent gehen davon aus, dass es ähnlich sein wird. 23 Prozent – und damit fast jeder vierte – ist aber pessimistisch.

Unzufriedenheit der Bremer mit der eigenen Stadt ist groß

Die allgemeine Zufriedenheit mit der Stadt liegt mit 6,58 Punkten (auf einer Skala von 0 = "ganz und gar unzufrieden" bis 10 = "ganz und gar zufrieden") im unteren Bereich (Durchschnitt der Städte: 6,90 Punkte) (Abbildung 2). Nur die Bewohner von Essen (6,40 Punkte) und Berlin (6,35 Punkte) bewerten ihre Stadt noch negativer. Hamburg bleibt mit 7,33 Punkten unerreicht.

In den städtischen Bereichszufriedenheiten bewerten die Bremer das Zusammengehörigkeitsgefühl vergleichsweise am besten (5,44 Punkte; Ø Städte: 5,75 Punkte). Darauf folgen Im Vergleich zu den anderen Großstädten die Naherholungsmöglichkeiten (6,29 Punkte; Ø Städte: 6,88 Punkte) sowie die Zufriedenheiten mit der Verkehrsinfrastruktur (5,87 Punkte; Ø Städte: 6,46 Punkte) und der Qualität der öffentlichen Verwaltung (5,12 Punkte; Ø Städte: 5,74 Punkte). Bremen wartet mit vielen Erholungsflächen je Einwohner auf (d.h. Stadtparks, Sportplätze, Schreibergärten) und wird in der Fahrradfreundlichkeit regelmäßig als beste Stadt unter den Großstädten gefeiert.

Abbildung 2: Bremer beurteilen ihre Stadt stark unterdurchschnittlich

Zufriedenheit mit...

Die Sicherheitslage und der Wirtschaftsstandort werden deutlich am schwächsten beurteilt. Am ehesten kommt noch das Zusammengehörigkeitsgefühl an den Durchschnitt heran.

Fragen: »Alles in allem, wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Stadt?« bzw. »Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Stadt im Bereich...?«
0 = Ganz und gar nicht zufrieden bis 10 = Ganz und gar zufrieden

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Die Bereiche Kultur (6,20 Punkte; Ø Städte: 7,03 Punkte), Sicherheit (5,18 Punkte; Ø Städte: 5,74 Punkte) und Attraktivität des Wirtschaftsstandorts (5,66 Punkte; Ø Städte: 6,63 Punkte) fallen besonders negativ auf. Die Unzufriedenheit im Sicherheitsbereich lässt sich anhand relativ hoher Kriminalitätsraten (Wohnungseinbrüche, Gewaltkriminalität) erklären. Auch der Wirtschaftsstandort wird kritisch gesehen: Die Arbeitslosenquote ist nach wie vor hoch, obwohl sie in den letzten Jahren gesunken ist. Ein großer Teil der Arbeitslosen in Bremen, nämlich 40 Prozent, sind Langzeitarbeitslose. Daher haben auch besonders viele Bürger in Bremen Anspruch auf Bürgergeld (SGB II-Quote: 17,5 Prozent; Durchschnitt der Städte: 12,2 Prozent).

Obwohl Bremen mit zahlreichen Problemen zu kämpfen hat, würden dennoch 4 von 10 Bremern ihre Stadt einem Bekannten weiterempfehlen. Weitere 37 Prozent halten Bremen für mäßig empfehlenswert. 23 Prozent der Bremer würden von ihrer Stadt abraten. Diejenigen, die Bremen nicht weiterempfehlen, sind besonders mit der Sicherheitslage und der öffentlichen Verwaltung unzufrieden.

Viel Handlungsbedarf

Die meisten Bereiche befinden sich im Defizitfeld, wo die Relevanz hoch ist für die Lebenszufriedenheit, aber die Zufriedenheit gering. Mit den Bereichen Wohnen und Arbeit ist man zwar unterdurchschnittlich zufrieden, sie sind aber für die allgemeine Lebenszufriedenheit eher zweitrangig. Großen Handlungsbedarf gibt es beim Wirtschaftsstandort, der Sicherheitslage und beim Verkehr. Im Exzellenzfeld befindet sich kein einziger Bereich.

Sämtliche städtische Bereiche sind im Defizitfeld. Darunter auch das sehr relevante Zusammengehörigkeitsgefühl und die öffentliche Verwaltung. Auch die Naherholungsmöglichkeiten und die kulturellen Angebote werden schlecht bewertet.

Abbildung 3: Wo in Bremen Handlungsbedarf besteht

Bis auf den Wohn- und den Arbeitsbereich befinden sich alle Bereichszufriedenheiten im Defizitfeld.

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Bremen bietet in einigen Bereichen eine gute Lebensqualität. Für die Einwohner stehen zahlreiche Erholungsflächen zur Verfügung, die Mieten sind gering und mit dem Fahrrad kommt man in Bremen zügig voran. Bremen wird regelmäßig als fahrradfreundlichste Großstadt in Deutschland ausgezeichnet.

Abbildung 4: Objektive Faktoren

Stärken Bremen Ø 12
Städte
Erholungsflächen
Grünflächen wie Parks, Schrebergärten und Sportplätze
je Einwohner in m²
59,0 38,3
Mietpreis-Einkommensverhältnis
Anteil des Haushaltseinkommens, welcher für eine 80m² Wohnung aufgewendet werden muss, in Prozent
25,4 32,7
Anteil Ein- und Zweifamilienhäuser
Anteil an allen Häusern in Prozent
77,5 59,9
Fahrradfreundlichkeit
Ausbau von Fahrradwegen, Verkehrsführung, Abstellplätze
Benotung der Einwohner von 1 (Bestnote) bis 6
3,75 3,96
Schwächen Bremen Ø 12
Städte
Arbeitslosenquote
Anteil aller dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Arbeitsuchenden in Prozent aller Erwerbspersonen
9,8 7,1
Langzeitarbeitslose
Anteil Arbeitsuchende, die mehr als 1 Jahr arbeitslos sind, in Prozent aller Arbeitslosen
40,2 30,4
Schuldnerquote
Anteil an Schuldnern, die ihren Zahlungs­ver­pflich­tungen nicht mehr nachkommen können, in Prozent
12,5 11,4
Gästeübernachtungen je Einwohner
Anzahl Übernachtungen je Einwohner
2,1 3,2

Bremen lockt mit vergleichsweise niedrigen Mieten, vielen Erholungsflächen sowie einer fahrradfreundlichen Stadt.

Quelle: Sonderbefragung für das Städteranking im April 2023, Glücksatlas-Datenbank 2023. Basis: 3.000 Befragte in 12 deutschen Großstädten.

Die Arbeitslosenquote ist in Bremen überdurchschnittlich hoch (wenn auch in den letzten Jahren fallend). 4 von 10 Arbeitslosen sind so genannte Langzeitarbeitslose (> 1 Jahr arbeitsuchend). Jeder achte Bremer kann seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Trotzdem sind die wirtschaftlichen Indikatoren nicht so negativ wie auf dem ersten Blick: Einkommen und Kaufkraft der Bremer sind im Städtevergleich durchschnittlich.

Den Bremern geht es 2023 wieder wesentlich besser. Die Einkommens-, Arbeits- und Familienzufriedenheit sind deutlich gestiegen. In der Lebenszufriedenheit nähert man sich dem gesamtdeutschen Durchschnitt an und liegt im Bundesländer-Ranking sogar auf Rang neun. Es bleiben aber viele Probleme bestehen und so ist fraglich, ob die Hansestadt zukünftig diesen guten Rang halten wird.

Hamburg ist die glücklichste Großstadt Deutschlands, gefolgt von Frankfurt und München. Am unteren Ende liegen Dresden und Leipzig. Ausschlaggebend für die Rangfolge sind »harte Faktoren« wie die Zufriedenheit mit dem Einkommen und die Bewertung der Stadt als Wirtschaftsstandort. Aber auch »weichere Faktoren« sind wichtig, etwa das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürger, die Qualität der öffentlichen Verwaltung, das Sicherheitsgefühl und die Verkehrsinfrastruktur.


Datenbasis für das Städteranking 2023

Das Städteranking 2023 erscheint als Sonderstudie im Rahmen des SKL Glücksatlas. Für das Städteranking 2023 wurde die deutschsprachige Wohnbevölkerung mit Online-Zugang zwischen 16-74 Jahre repräsentativ in der Zeit vom 30.03. bis 24.04.2023 befragt. An der Erhebung nahmen insgesamt 3.001 Befragte aus 12 Großstädten (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Hannover, Bremen, Essen) teil. Durchgeführt wurden die Interviews von Ipsos Public Affairs mithilfe des Online-Access-Panels.

Die Rohdaten aus den Befragungen wurden dem Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zugeleitet und dort von Prof. Dr. Raffelhüschen und seinem Team mithilfe eines statistischen Datenanalyseprogramms ausgewertet.

Das Städteranking 2023 im Rahmen des SKL Glücksatlas

Seit 2022 ist die Süddeutsche Klassenlotterie (SKL) Partner des Glücksatlas. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. „Mit unserem Engagement für den Glücksatlas wollen wir die Forschung über Zufriedenheit und Wohlbefinden in Deutschland erweitern und die Ergebnisse der Glücksforschung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Dr. Bettina Rothärmel – Vorstandsvorsitzende der GKL Gemeinsame Klassenlotterie der Länder AöR, Veranstalterin der SKL-Lotterien.

Mit Beginn der Partnerschaft initiiert die SKL zudem eine wissenschaftliche Glücksdatenbank für Journalistinnen, Journalisten und Interessierte: Unter skl-gluecksatlas.de werden kontinuierlich aktuelle Daten, Analysen und Sonderstudien über die Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Deutschland bereitgestellt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die SKL steht für die tägliche Chance auf Glück in Form von Geld- und Sachgewinnen. Beim SKL-Millionenspiel werden z.B. im Verlauf der Lotterie über 3,2 Millionen Gewinne im Wert von bis zu 20 Millionen Euro ausgespielt – staatlich garantiert.


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