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In Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg

SKL Glücksatlas 2023

Niedersachsen: Miniaturdeutschland mit hoher Arbeitszufriedenheit

Niedersachsen bleibt im allgemeinen Wohlbefinden leicht unterdurchschnittlich. Obwohl das Land sehr vielfältig ist, ist das Glück sehr gleich verteilt. Traditionell sind die Niedersachsen mit ihrer Arbeit und ihrem Familienleben sehr zufrieden – so auch wieder 2023. Niedersachsen ist in punkto Lebenszufriedenheit ein repräsentatives Abbild Deutschlands.

Letztes Jahr bezeichneten wir Niedersachsen als »kleines Abbild« Deutschlands, weil das Glücksniveau ziemlich genau dem gesamtdeutschen Durchschnitt entsprach (nur 0,06 Punkte Differenz). Dieser Unterschied hat sich 2023 vergrößert: Mit 6,83 Punkten liegt das subjektive Wohlbefinden der Niedersachsen nun 0,09 Punkte von Gesamtdeutschland (6,92 Punkte) entfernt (Abbildung 1). Die leicht unterdurchschnittliche Lebenszufriedenheit spiegelt sich in den ebenso leicht unterdurchschnittlichen Wirtschaftszahlen: Bis 2022 verzeichnete die Wirtschaft in Niedersachsen ein geringeres Wachstum im Vergleich zum gesamten Bundesgebiet – und die verfügbaren Einkommen stiegen in moderaterem Tempo. Diese Unterschiede spiegeln sich auch in unserer Unterteilung Niedersachsens in eine Nordsee- und eine Hannover-Region wider, die das Bild des vergangenen Jahres bestätigen: Das südöstliche Niedersachsen-Hannover zeigt mit 6,83 Punkten eine etwas höhere Zufriedenheit im Vergleich zum nordwestlichen Niedersachsen Nordsee (6,76).

Abbildung 1: Allgemeine Lebenszufriedenheit in Niedersachsen 2015 bis 2023

Niedersachsens Glücksniveau bleibt 2023 im leicht unterdurchschnittlichen Bereich hängen. An die »guten Zeiten« zwischen 2015 und 2019 kann es bei der allgemeinen Lebenszufriedenheit noch nicht anknüpfen.

Anmerkung: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2017, Glücksatlas-Datenbank 2015 bis 2023.

Im deutschlandweiten Vergleich verbleibt der Nordwesten – wie die letzten Jahre – also im mittelmäßigen Bereich. Der Nordwesten verzeichnet durchschnittliche Werte bei Armutsquoten (z.B. Armuts­gefährdungs­quote: 16,8 Prozent, Ø Deutschland: 16,6 Prozent), Kriminalität und der Steuerkraft öffentlicher Haushalte. Dementsprechend wird auch die Lebenszufriedenheit nur durchschnittlich beurteilt – Niedersachsen landet 2023 im Bundesländer-Ranking auf dem zehnten Rang.

Einkommenszufriedenheit wieder im Durchschnitt, Arbeitszufriedenheit kräftig gestiegen

Niedersachsen gehörte seit jeher weder zu den armen noch zu den reichen Bundesländern und lag immer nah am bundesdeutschen Durchschnitt. Zum Zeitpunkt der letzten Einkommenserhebung 2020 hatten die Niedersachsen 22.877 Euro als Einkommen zur freien Verfügung (nachdem Wohnkosten abgezogen wurden). Der deutsche Gesamtdurchschnitt lag bei 23.752 Euro. Aber: Sämtliche Ostdeutsche sowie die Saarländer und Bremer hatten weniger zum Konsumieren und Sparen. Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Hessen – drei Nachbarbundesländer waren wiederum deutlich reicher (Hamburg: 25.285 Euro, Bremen: 22.037 Euro). Obwohl Niedersachsen bis 2020 ein unterdurchschnittliches Einkommen aufwies, lag die Zufriedenheit mit dem Einkommen dennoch über dem Durchschnitt. Seit 2020 haben jedoch die Reallohnverluste die Situation verändert (Abbildung 2). Seither war die Einkommenszufriedenheit in Niedersachsen unterdurchschnittlich. Aktuell hat sie sich mit 6,66 Punkten deutlich verbessert. Im Einkommensbereich ist Niedersachsen 2023 wieder genauso zufrieden wie der Bundesdurchschnitt.

Abbildung 2: Die Zufriedenheit der Niedersachsen mit ihrem Haushaltseinkommen

Nach zwei schwachen Jahren kann sich die Einkommenszufriedenheit 2023 wieder deutlich erholen: Mit 6,66 Punkten liegt man im gesamtdeutschen Durchschnitt.

Anmerkungen: Einkommenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«). Haushaltseinkommen: Nettoeinkommen aller Haushaltsmitglieder nach Steuern und Sozialabgaben, aber plus Transfers wie Wohn- oder Kindergeld.

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Niedersachsen ist in seiner Struktur ein kleines Abbild Deutschlands. So arbeiten 23,8% in Industrie und 75% im Dienstleistungsgewerbe. In Niedersachsen ist das Verhältnis mit 23,8% : 73,8% sehr ähnlich. Von der Erwerbsstruktur ist Niedersachsen eine Art »Mischland«: In den großen Werken der Automobilbranche – etwa in Wolfsburg oder Emden – gibt es nach wie vor den »klassischen Arbeiter«, ebenso existieren eine große Automobilzuliefererbranche und andere Industriesektoren wie der Maschinenbau. Ein anderer großer Teil Niedersachsens arbeitet landwirtschaftlich oder im Ernährungsgewerbe (z.B. in großen Schlachtereien). In Hannover ist wiederum der Dienstleistungssektor stark.

Abbildung 3: Arbeitszufriedenheit der Niedersachsen

Die Zufriedenheit mit ihrer Arbeitssituation ist in Niedersachsen wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen.

Anmerkungen: Arbeitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Die Arbeitszufriedenheit hat in Niedersachsen 2023 stark zugenommen (Abbildung 3). Mit 7,35 Punkten hat sie damit das Vor-Corona-Niveau bereits erreicht. Und nicht nur das: Die Niedersachsen bewerten ihre berufliche Situation – wie schon in den 2010er-Jahren – wieder besser als Gesamtdeutschland. Hier scheinen sie an die »guten alten Zeiten« anzuknüpfen.

Die Lebenszufriedenheit in den Regionen Niedersachsens

Die Lebenszufriedenheit zwischen Niedersachsen-Nordsee (6,76 Punkte) und Niedersachsen-Hannover (6,83 Punkte) ist ähnlich hoch, obwohl sich beide Regionen stark unterscheiden. Die Nordseeküste und Ostfriesischen Inseln sind touristisch geprägt. Es gibt eine große landwirtschaftliche Branche mit großen Viehbeständen. Mit Osnabrück liegt im Südwesten eine Universitätsstadt. Im Südosten des Bundeslands überwiegen industriell geprägte Regionen – mit Volkswagen und Continental sitzen dort Unternehmen, die zusammen über 400.000 Menschen beschäftigen.

Abbildung 4: Niedersachsen-Nordsee und Niedersachsen-Hannover

Mit 0,07 Punkten ist die Differenz zwischen dem Norden und den Süden Niedersachsens gering – obwohl sich die Regionen strukturell unterscheiden.


Anmerkungen: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Glücksatlas-Datenbank 2023.

Sowohl in der Nordsee- als auch in der Hannover-Region gibt es »strukturschwache« Gebiete, in denen das subjektive Wohlbefinden geringer ausfällt: Dazu gehören in einem äußeren Ring rund um die Region Hannover Landkreise wie Northeim oder Schaumburg, die östliche Lüneburger Heide (angrenzend an Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern) sowie Gebiete rund um Bremen und in Ostfriesland. Die geringere Lebenszufriedenheit geht in diesen Regionen mit geringeren Immobilienpreisen einher, das heißt, je unbeliebter eine Region aus Sicht der Einheimischen ist, desto geringer sind dort auch die Verkehrswerte von Bauland und Immobilien. Besonders hohe Zufriedenheitswerte findet man in »strukturstarken« Regionen von Hannover bis Wolfsburg sowie in der Region Osnabrück, am südlichen Rand Hamburgs und in der Stadt Oldenburg.

Familienzufriedenheit traditionell hoch, Gesundheitszufriedenheit folgt dem gesamtdeutschen Trend

Die Familienzufriedenheit der Niedersachsen war bis 2021 etwas höher als in Gesamtdeutschland, 2022 lag man mit 7,42 Punkten im Durchschnitt (Abbildung 5). 2023 knüpft sie mit 7,42 Punkten wieder an die alten Zeiten an. Mit 7,7 Punkten bewegt sich die Zufriedenheit der Niedersachsen mit ihrem Familienleben sogar deutlich (0,22 Punkte mehr) oberhalb des Gesamtdurchschnitts.

Abbildung 5: Die Zufriedenheit der Niedersachsen mit ihrem Familienleben

2023 ist die Familienzufriedenheit wieder deutlich höher als im bundesdeutschen Durchschnitt. Damit knüpft das als positiv bewertete Familienleben der Niedersachsen wieder an alte Zeiten an, auch wenn der Weg zum Vor-Corona-Niveau noch weit ist.

Anmerkungen: Familienzufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Die traditionell höhere Familienzufriedenheit erklärt sich u.a. aus den Familienstrukturen: In Niedersachsen ist insbesondere der Anteil der Mehrpersonenhaushalte mit Kindern groß. Die Landkreise Cloppenburg und Vechta sind mit etwa 49 Prozent bundesweit spitze. Zum Vergleich: Im Landkreis Würzburg (Bayern) sind es nur 17 Prozent. Familien mit Kindern sind mit ihrem Familienleben zufriedener als Alleinlebende – wenn ein Bundesland wie Niedersachsen anteilsmäßig viele Familien aufweist, ist somit auch die durchschnittliche Familienzufriedenheit höher.

Abbildung 6: Die Zufriedenheit der Niedersachsen mit ihrer Gesundheit

Die Gesundheitszufriedenheit in Niedersachsen folgt dem bundesdeutschen Trend, liegt aber in der Mehrzahl der Jahre leicht unterhalb des bundesdeutschen Schnitts.

Anmerkungen: Gesundheitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).

Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.

Die Zufriedenheit mit der Gesundheit in Niedersachsen folgt überwiegend dem Verlauf Gesamtdeutschlands (Abbildung 6). Zumeist liegt sie aber leicht unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts. 2023 schafft der Wert es mit 7,06 Punkten (Ø Deutschland: 7,00 Punkte) erstmals leicht darüber. Die objektiven Indikatoren im Gesundheitsbereich sind im Nordwesten dementsprechend mäßig: Die Krankenhausbettendichte ist unterdurchschnittlich, die Ärztedichte allenfalls durchschnittlich. Darüber hinaus ist der Anteil an Wald- und Erholungsflächen in einigen Regionen gering – hier überwiegt die landwirtschaftliche Nutzung.

Stärken Nieder-
sachsen
Deutsch-
land
Bevölkerungszunahmea
je 10.000 Einwohner, 2021
29,5 9,9
Fahrradfreundlichkeitb
Anteil an Radwegen, die den Einwohnern sicher erscheinen, in Prozent, 2022
53 47
Schwächen Nieder-
sachsen
Deutsch-
land
Verletzte und Getötete im Straßenverkehrc
je 1.000 Einwohner, Januar bis Mai 2023
1,9 1,56
Anteil der Fläche für Landwirtschaft an der Gesamtfläched
in Prozent, 2021
57,9 50,5
Krankenhausbettendichtee
je 1.000 Einwohner
5,1 5,8

a Statistisches Bundesamt. b Allianz pro Schiene. c Statistisches Bundesamt: Verunglückte bei Straßenverkehrsunfällen von Januar bis Mai 2023. d Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung. e Krankenhausverzeichnis.

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