Die Brandenburger sind gegenüber dem Vorjahr wieder etwas unglücklicher. Sehr zufrieden sind sie allerdings mit ihrem Familienleben und ihrer Gesundheit. Die Einkommenszufriedenheit bleibt hingegen gering. Von der regionalen Struktur her gibt es eigentlich zwei Brandenburgs: den Berliner Speckgürtel, wohin zunehmend junge Berliner ziehen, und die ländlich geprägte Peripherie.
Brandenburg ist eines der wenigen Länder, das 2023 an Lebenszufriedenheit verliert – es sind gegenüber 2022 0,08 Punkte (Abbildung 1). Damit fällt es mit 6,79 Punkten auf Rang 13 zurück, nachdem das überaus gute Abschneiden während der Pandemie dem Land im Vorjahr noch einen hervorragenden fünften Platz bescherte. Das sieht dramatischer aus als es ist, denn Brandenburg liegt lediglich 0,16 Punkte hinter Sachsen-Anhalt (Platz 6 mit 6,95 Punkten). Im breiten Mittelfeld des Glücksrankings sind die Abstände zwischen den Regionen sehr eng.
In der Corona-Pandemie war Brandenburg ein Sonderfall, da die Lebenszufriedenheit der Bevölkerung im Gegensatz zu anderen Bundesländern kaum absank. Die Zufriedenheit mit der Familie oder der Freizeit brach zwar ähnlich dramatisch ein wie im übrigen Deutschland. Insgesamt aber verharrte das Lebensglück auf dem Vor-Corona-Niveau, während beispielsweise Hessen beachtliche 0,65 Punkte einbüßte. Der Trend seit 2015 zeigt eine Stagnation. Die zukünftige Entwicklung ist schwer vorherzusagen. Die Alterung der Bevölkerung und ökonomische Schwächen in Teilen des Bundeslands ziehen das Wohlbefinden der Brandenburger nach unten. Je weiter man sich vom Berliner Umland entfernt, desto geringer fällt die Lebenszufriedenheit aus. Je mehr man sich aber der Bundeshauptstadt nähert, desto mehr Prosperität wird sichtbar.
Abbildung 1: Allgemeine Lebenszufriedenheit in Brandenburg 2015 bis 2023
In der langen Frist seit 2015 stagniert die Lebenszufriedenheit in Brandenburg nahezu. Verglichen mit dem Bundestrend schlägt sich das Land aber zuletzt ganz gut.
Anmerkung: Lebenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).
Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2017, Glücksatlas-Datenbank 2015 bis 2023.
Zwei jüngere Entwicklungen begünstigen das Wohlbefinden der Brandenburger: Zum einen verbessert sich die ökonomische Situation. Der Wohlstand hatte in der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre stark zugenommen – dank eines großen Automobilbauers und einem boomenden Tourismus. Zum anderen scheint der Wegzug aus Brandenburg gestoppt, weil es nachgewiesenermaßen immer mehr Berliner ins Brandenburger Land zieht. Brandenburg profitierte aber von einem starken Zuzug Berliner Familien in den Speckgürtel der Hauptstadt. Diese jungen Familien heben das durchschnittliche Wohlbefinden rund um Berlin. Die Gründe dafür sind vielfältig: Manche suchen die Ruhe, andere wollen ihre Kinder im Grünen aufziehen, wiederum andere wollen einen ehemals verlassenen Hof betreiben. Die Digitalisierung macht es möglich: Viele Dienstleistungsjobs lassen sich auch außerhalb Berlins erledigen.
Einkommenszufriedenheit erholt sich leicht, Arbeitszufriedenheit sinkt
Abbildung 2: Die Zufriedenheit der Brandenburger mit ihrem Haushaltseinkommen
Die Einkommenszufriedenheit konnte sich 2023 zwar leicht erholen, das Niveau ist mit 6,31 Punkten aber noch sehr gering.
Anmerkungen: Einkommenszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«). Haushaltseinkommen: Nettoeinkommen aller Haus-haltsmitglieder nach Steuern und Sozialabgaben, aber plus Transfers wie Wohn- oder Kindergeld.
Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.
Nach wie vor gehört Brandenburg zu den Bundesländern mit den niedrigsten Einkommen. 21.560 Euro haben sie jährlich nach Abzug von Steuern, Sozialbeiträgen und Wohnkosten zur Verfügung. Zum Vergleich: In Bayern sind es 26.260 Euro. Trotzdem waren die Brandenburger lange mit ihrer Einkommenssituation zufrieden. Erst seit 2020 fällt die Zufriedenheit mit der finanziellen Situation immer weiter ab (Abbildung 2). 2023 sind es 6,31 Punkte, was zwar etwas besser ist als 2022 (6,15 Punkte), aber wesentlich weniger als noch in den 2010er-Jahren. 2019 waren es mal 7,14 Punkte.
Der Kaufkraftverlust und die Inflation machen den Brandenburgern zu schaffen. In Brandenburg leben viele Rentnerinnen und Rentner mit geringem Einkommen. Durch die schlechte Infrastruktur auf dem Land sind sie häufig auf einen einzigen Lebensmittelhandel im nächstgelegenen Ort angewiesen und können kaum Preise vergleichen. Immerhin: Die Warmmieten sind in Brandenburg mit gerade mal 8,00 Euro je Quadratmeter noch erschwinglich (Gesamtdeutschland: 9,10 Euro).
Abbildung 3: Arbeitszufriedenheit der Brandenburger
Die Arbeitszufriedenheit der Brandenburger liegt mit 7,03 Punkten so niedrig wie seit 2015 nicht mehr. Das dürfte sich aber zukünftig wieder verbessern.
Anmerkungen: Arbeitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).
Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.
Die Arbeitszufriedenheit sinkt 2023 auf ein Tiefstniveau: Mit 7,03 Punkten ist sie so niedrig wie nie seit 2015 (Abbildung 3). Die Zufriedenheit mit der beruflichen Situation war schon deutlich höher: 2019 betrug sie noch 7,37 Punkte, 2021 waren es 7,3 Punkte. Eine Erklärung ist der schwächelnde Arbeitsmarkt: Zum Zeitpunkt der Befragung zur Arbeitszufriedenheit im Jahr 2023 (März bis Mai) nahm die Arbeitslosigkeit relativ stark zu, zeitweise waren es 0,6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitraum. Dieser Anstieg hat sich aber in der zweiten Jahreshälfte 2023 abgeschwächt. Ob die sinkende Arbeitszufriedenheit einen Trend darstellt, bleibt abzuwarten.
Brandenburg ist größtenteils sehr ländlich geprägt. Neben dem Tourismus, Handwerksbetrieben und staatlichen Einrichtungen gibt es oft nur wenige Arbeitgeber. Ausnahmen bilden der Lausitzer Raum (z.B. mit der »Lausitz Energie Bergbau AG «) und besonders der Großraum um Berlin: In Potsdam und Schönefeld locken zahlreiche Dienstleistungsjobs. Viele Brandenburger arbeiten zudem in Berlin und nehmen zum Teil lange Pendelwege auf sich.
Familienzufriedenheit im Durchschnitt, Gesundheitszufriedenheit überrascht
Abbildung 4: Die Zufriedenheit der Brandenburger mit ihrem Familienleben
Die Familienzufriedenheit der Brandenburger liegt 2023 auf durchschnittlichem Niveau. Die Vor-Corona-Zeit mit ihren Werten über 8 Punkten erscheint aus Sicht dieser Bereichszufriedenheit derzeit unerreichbar.
Anmerkungen: Familienzufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).
Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.
Die Brandenburger erlebten in Bezug auf ihre Familienzufriedenheit ein Auf und Ab. Vor 2019 waren sie äußerst zufrieden und bewerteten ihr Familienleben mit über 8 Punkten (Abbildung 4). Inmitten der Corona-Pandemie sank dieser Wert jedoch drastisch auf 6,77 Punkte. Im Jahr 2022 erholte er sich wieder auf 7,61 Punkte und näherte sich den Vor-Corona-Werten. Doch 2023 fiel die Familienzufriedenheit auf 7,51 Punkte und erreichte einen durchschnittlichen Wert. Ähnlich wie im gesamten Deutschland befand sich auch in Brandenburg das Niveau der Familienzufriedenheit im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie auf einem relativ niedrigen Stand.
Abbildung 5: Die Zufriedenheit der Brandenburger mit ihrer Gesundheit
Die Gesundheitszufriedenheit der Brandenburger steigt 2023 besonders stark an und verlängert den positiven Trend seit 2019 – trotz alternder Bevölkerung.
Anmerkungen: Gesundheitszufriedenheit von 0 (»ganz und gar unzufrieden) bis 10 (»völlig zufrieden«).
Quelle: Sozio-oekonomisches Panel 2015 bis 2020, Glücksatlas-Datenbank 2021 bis 2023.
Brandenburg ist ein sogenanntes »altes Bundesland« mit einem signifikant höheren Anteil von Personen, die 55 Jahre oder älter sind. Dieser Anteil beträgt 43,3 Prozent und liegt deutlich über dem Gesamtdurchschnitt in Deutschland, der bei 37,6 Prozent liegt. Dies weist auf einen insgesamt schlechteren Gesundheitszustand und folglich auf eine niedrigere Gesundheitszufriedenheit hin. Der Zuzug vieler Familien in jüngerer Zeit treibt aber die Zufriedenheit wieder nach oben.
Stärken | Brandenburg | Deutsch- land |
---|---|---|
Gesamtwanderungssaldoa Zuzugsüberschuss je 10.000 Einwohner, 2021 |
100,0 | 39,6 |
Waldflächeb in Prozent der Gesamtfläche, 2020 |
35,8 | 31,0 |
Geringe Armutsgefährdungsquotec Anteil der Personen mit einem Einkommen unter 60 Prozent des regionalen Medians, in Prozent, 2022 |
13,9 | 16,7 |
Wenige Einpersonenhaushalted Anteil an allen Haushalten, in Prozent, 2020 |
37,8 | 40,6 |
Schwächen | Brandenburg | Deutsch- land |
---|---|---|
Erreichbarkeit von Oberzentrene Pkw-Fahrtzeit in Minuten, 2021 |
46,9 | 31,5 |
Bruttoentgeltee pro Jahr je Beschäftigten, 2021 |
41.000 | 51.400 |
Hohe Auspendlerquotef Anteil an Beschäftigten, die in ein anderes Bundesland pendeln, 2022 |
30,8 |
Vgl. Berlin: |
Ausbildungsquotef Anteil Beschäftigte in Ausbildung an allen Beschäftigten, 2021 |
3,8 | 4,7 |
Bruttoinlandsprodukt je Einwohnerg 2020 |
29.800 | 40.500 |
Anteil Bevölkerung 55 Jahre und älterf in Prozent, 2021 |
43,3 | 37,6 |
a Wanderungsstatistik. b Flächenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung des Bundes und der Länder. c Mikrozensus. d Nexiga GmbH Marktdaten. e Erreichbarkeitsmodell des BBSR. f Statistik der Bundesagentur für Arbeit. g Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen.